Beitrag von Martin Krenn, Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission (KOO)
„Die größte Herausforderung der Menschheit in diesem Jahrhundert“, so wird der Klimawandel und die damit einhergehende Erwärmung der Erde oft bezeichnet. Daher hat diese Herausforderung auch Eingang in die SDGs als Nummer 13 gefunden: „Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen“. Das Klima-SDG ist jedoch auch das einzige Ziel, welches mit einer Fußnote versehen ist. Darin wird auf die Zuständigkeit der UN Klimarahmenkonvention und damit der UN Klimakonferenzen als internationales Forum für die Bekämpfung des Klimawandels verwiesen. Sind die Klimaverhandlungen damit allein verantwortlich für das Klima-SDG?
Klimakonferenz COP23
In diesen Tagen geht die 23. Auflage der Klimakonferenz (COP23) (1) – diesmal in Bonn unter der Präsidentschaft des pazifischen Inselstaates Fidschi – zu Ende. Die Konferenz baut auf dem groß gefeierten Beschluss des Pariser Klimaübereinkommens (Paris Agreement) (2) aus dem Jahr 2015 auf und hat die Aufgabe, ein Regelbuch zur Umsetzung der Beschlüsse aus Paris zu entwerfen. Dieses Regelbuch soll bis zur Klimakonferenz 2018 in Polen fertiggestellt und beschlossen werden, damit alle Staaten unter gerechten Voraussetzungen und gemeinsam zu einer klimasicheren Zukunft beitragen.
Fortschritt und Blockaden
Die Hauptthemen der diesjährigen Konferenz sind neben dem Regelbuch die Transparenz (gleiche Regeln für alle), die Landwirtschaft, die finanzielle Unterstützung von Entwicklungsländern sowie das heiße Thema der unabwendbaren klimabedingten Schäden und unwiederbringlichen Verluste (Loss and Damage) (3). Die auf Klimakonferenzen manchmal ausgesprochene Feststellung, dass Klimaverhandlungen tatsächlich Wirtschaftsverhandlungen seien, zeigt sich besonders bei allen Themen rund um die notwendige finanzielle Unterstützung von besonders betroffenen Entwicklungsländern durch die Hauptverursacher des Klimawandels. Auch auf der COP23 kommt es zu vielen Blockaden der Verhandlungen, wenn Erwartungen und Bereitschaft zur finanziellen Unterstützung zwischen Entwicklungs- und Industrieländern weit auseinanderklaffen. Jedoch konnten bisher auch ein paar sehr gute Verhandlungserfolge erzielt werden. So wurde ein Gender Action Plan beschlossen, die Weiterarbeit zum Thema Landwirtschaft und Klimawandel wurde auf Schiene gebracht und die Indigenous Peoples Plattform ausgestaltet. Dennoch liegt sehr viel Arbeit vor den Verhandler/innen, um bis 2018 tatsächlich ein zielführendes Regelbuch fertigzustellen.
Klimamaßnahmen zur Erreichung der SDGs
Neben den Verhandlungen finden auf der Konferenz eine Menge zusätzlicher Veranstaltungen und spezieller Thementage statt. Dabei stechen die Bereiche Energie, faire Transformation von Arbeitsplätzen, Wirtschaft und Innovationen, Herausforderungen und Chancen in Städten, nachhaltiger Konsum und alle Formen von Partnerschaften besonders hervor. Spätestens hier zeigt sich, dass in Bonn wirklich jedes andere SDG in den Klimadiskurs mit einfließt. Die notwendigen Klima-Maßnahmen haben Einfluss auf die Erreichung aller anderen Nachhaltigkeits-Ziele – angefangen vom Stopp des Hungers und der Armut bis hin zur Sicherung des Friedens und der Gerechtigkeit. Die Klimaverhandlungen sind daher ein zentraler Schlüssel und eine große Chance zur Umsetzung der SDGs, aber sie bergen ebenso das gefährliche Risiko, die bisher erreichten Fortschritte der MDGs zunichte zu machen.
Über die Klimaverhandlungen hinaus
Auch wenn das Pariser Abkommen eine große Chance für die nachhaltige Entwicklung der gesamten Menschheit birgt, darf die Agenda 2030 nicht auf medial viel beachtete „fancy“ Klimaverhandlungen reduziert werden. Werden soziale und ökonomische Probleme zugunsten des Ökologie-Fokus ausgeblendet, droht die Gefahr von rein technologiegetriebenen Silo-Lösungen, welche Menschenrechte, Ernährungssicherheit, Minderheiten etc. ausblenden. Das Rundschreiben „Laudato Si“ von Papst Franziskus (4), welches sich an alle Menschen guten Willens richtet, bietet für die Klimaverhandlungen eine notwendige moralische Basis (5), welche soziale und ökologische Herausforderungen als untrennbar miteinander verschränkt aufzeigt und auf die Verbundenheit aller Lebewesen auf unserem Planeten hinweist.
Ein Auftrag für Österreich
Auf die österreichische Regierung kommt bei der Klimakonferenz COP24 in Katowice (Polen) aufgrund der EU Ratspräsidentschaft eine sehr wichtige Rolle zu. Es gilt den offenen Geist der heurigen Fiji-Präsidentschaft in das nächste Jahr mitzunehmen und in Polen zu einem ambitionierten und zielführenden Ergebnis zur Umsetzung des Pariser Abkommens zu führen. Denn nur wenn die wissenschaftlichen Fakten, die ethische Verantwortung und der politische Wille gemeinsam in die Verhandlungen einfließen, wird sich das Klimaabkommen als jene transformative Kraft für die Erreichung der SDGs erweisen, wie sie 2015 in Paris spürbar war.
Die KOO - Koordinierungsstelle der Bischofskonferenz für Entwicklung und Mission ist eine Facheinrichtung der Österreichischen Bischofskonferenz, der 28 Mitgliedsorganisationen sowie von über 50 Missionsorden, die das entwicklungspolitische und missionarische Engagement der katholischen Kirche in Österreich fördert, koordiniert und kontrolliert. Sie vertritt die entwicklungspolitischen und weltkirchlichen Anliegen und Grundsätze der Katholischen Kirche gegenüber den Trägern der wirtschaftlichen und politischen Verantwortung in Österreich und weltweit.
Weiterlesen:
(1) 23. Auflage der Klimakonferenz (COP23)
(2) Pariser Klimaübereinkommens (Paris Agreement)
(3) Klimabedingten Schäden und unwiederbringlichen Verluste (Loss and Damage)
(4) „Laudato Si“ von Papst Franziskus
(5) Notwendige moralische Basis für die Klimaverhandlungen
Sie lasen einen Blogbeitrag einer Mitgliedsorganisationen von SDG Watch Austria. Die darin enthaltenen Meinungen sind keine Positionen von SDG Watch Austria oder von ÖKOBÜRO als Medieninhaber.
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