Mit weniger Ungleichheiten in eine sichere Zukunft

Safe Spaces 4 Youth am Internationalen Tag der Jugend
Beitrag von Natalie Haas (United Nations Youth Delegate, BJV)

Heute ist Weltjugendtag. Die Vereinten Nationen, die Weltgemeinschaft widmet sich dieses Jahr dem Thema 'Safe Spaces for Youth' Natalie Haas ist Österreichs diesjährige Jugenddelegierte zu den Vereinten Nationen und teilt mit uns am Blog ihre Gedanken zum Weltjugendtag und dazu, was eine sichere Umgebung mit weniger Ungleichheiten zu tun hat.

Safe Spaces?
Wir müssen uns die grundlegende Frage stellen was eine sichere Umgebung bedeutet? Im direkten Sinn geht es um körperliche Sicherheit, aber ein “Safe Space“ muss noch viel mehr sein als Schutz vor körperlichen Schäden. Denken wir darüber nach: Sicherheit ist ein Menschenrecht. “Sicher“ zu sein ist letztlich was eine Gemeinschaft ausmacht. Man fühlt sich vorrangig als Teil einer Gemeinschaft, weil man sich dort sicher fühlt. Die Bedeutung von Sicherheit in diesem Sinne geht weit darüber hinaus, vor körperlichem Schaden beschützt zu sein.

In der Tat ist Sicherheit besonders auch davon abhängig, ob man sich zugehörig zu einer Gemeinschaft, einer Gesellschaft fühlen kann. Ein Gefühl von Sicherheit kann dann entstehen, wenn man die Würde aller Menschen um sich und besonders die von sich selbst als geschätzt erachtet, die Möglichkeit hat am gesellschaftlichen Geschehen teilzuhaben und erfährt eine Stimme zu haben, die gehört und geachtet wird. In Kürze: Sicher kann man sich dann fühlen, wenn man die gleichen Möglichkeiten hat.

Gleiche und faire Möglichkeiten sind nichts Selbstverständliches! Nicht umsonst widmen die Vereinten Nationen dem Thema ein eigenes SDG und erklären "Weniger Ungleichheiten" somit zu einem der Weltziele für nachhaltige Entwicklung. Es gibt viele marginalisierte und verletzliche Gruppen, sei es wegen Geschlecht, sexueller Orientierung, sozioökonomischem Hintergrund, Religion, Volkszugehörigkeit, Aussehen, Beeinträchtigungen oder auch dem Ort an dem man wohnt. Teil einer solchen Gruppe zu sein trägt dazu bei, sich unakzeptiert, weder berechtigt noch ermächtigt zur Teilhabe und von gleichen und fairen Möglichkeiten ausgeschlossen zu fühlen. Und tatsächlich ist es so, dass uns unsere Geschichte gelehrt hat, dass marginalisierte Gesellschaften oft nicht sicher sind. Weder im weiteren, noch im engeren Sinne.

Weniger Akzeptanz, weniger Partizipation, zu wenige Möglichkeiten: Das sind auch die Herausforderungen, denen sich junge Menschen der Gesellschaft stellen müssen. Dadurch sind junge Menschen oft sogar doppelter Diskriminierung ausgesetzt, zuerst einfach nur aufgrund des Alters und zusätzlich wegen der Zugehörigkeit zu anderen Gruppen.

It’s about YOUth
Als österreichische Jugenddelegierte zu den Vereinten Nationen bin ich vor Kurzem mehr als zwei Wochen durch Österreich gereist und habe zahlreiche Organisationen, Projekte, Initiativen, Jugendzentren- und -gruppen getroffen. Es war eine bereichernde Erfahrung, die mich besonders bestärkt hat, mich für mehr Teilhabe junger Menschen auf allen Ebenen einzusetzen, besonders auch auf internationaler. Die eine Nachricht, die sich durch alle meine Treffen zieht: Wir wollen eine sichere Zukunft mit gerechten Chancen und weniger Ungleichheiten.

Immer wieder werde ich von Erwachsenen damit konfrontiert, dass junge Menschen oft als politikverdrossen und oberflächlich wahrgenommen werden. Laut Mancher begrenzen sich unsere Interessen hauptsächlich auf Social Media (checkt jetzt nicht sofort meine letzte Insta Story, ok?). Unter Anbetracht dessen, dass sich 50% der österreichischen Jugendlichen ehrenamtlich zivilgesellschaftlich engagieren, ist dieses Vorurteil, mit dem wir hier konfrontiert werden, nicht fair.

Wir sind so vernetzt wie nie und ich habe die Erfahrung gemacht, dass besonders junge Menschen bereit sind, Vielfalt zu akzeptieren und Potenzial daraus zu schöpfen. Die junge Generation ist auch diejenige, welche sich organisiert und in Projekten aktiv mit innovativen Ideen zur Umsetzung der SDGs beiträgt – wir sind aufmerksam und sensibilisiert für Nachhaltigkeitsthemen und bereit beizutragen. Wir haben Bedürfnisse und Forderungen und sind bereit mit unserer Offenheit, Flexibilität und unseren innovativen Ideen unseren Teil beizutragen, um eine sichere Zukunft zu ermöglichen. Eine sichere Zukunft in einer Welt mit weniger Ungleichheiten, welche uns gleiche und faire Möglichkeiten gibt.

Ist so eine Zukunft möglich? Ja, sicherlich. Aber man muss uns miteinbeziehen. Die junge Weltbevölkerung war nie größer als jetzt, mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung ist heute unter 30. Wann erreichen wir den Punkt, an dem verstanden wird, dass Jugend nicht als passives Object und abgeschottete Kategorie behandelt werden kann, sondern vielmehr als aktive, wertvolle und kritische Kraft für positiven Umschwung anerkannt und gefördert werden muss?

Um die Herausforderung für eine nachhaltige Entwicklung unseres Planeten wirklich bestehen zu können, brauchen wir Gesellschaften, in denen wir uns selbst ausdrücken können, wir akzeptiert und gehört werden. Wir brauchen weniger Ungleichheiten für mehr Sicherheit und Wohlbefinden. Wir brauchen “Safe Spaces“ um uns zu entfalten. Wie einst Maria Montessori sagte: “Hilf mir, es selbst zu tun“.

Weiterführende Links:


Bild: Natalie Haas (auf ihrer Österreich-Tour zu Gast bei der Jugend eine Welt Academy in NÖ)

Sie lasen einen Blogbeitrag einer der Mitgliedsorganisationen von SDG Watch Austria. Die darin enthaltenen Meinungen sind keine Positionen von SDG Watch Austria oder von ÖKOBÜRO als Medieninhaber.