Umsetzung der Agenda 2030 auf der lokalen Ebene

Fragen, Herausforderungen, Ideen
Ein Beitrag des Österreichischen Ökologie-Instituts

Was sind die zentralen Fragen und Herausforderungen bei der Umsetzung der Agenda 2030 auf der lokalen Ebene? Wie können sich Initiativen und die Verwaltungsebene der Bundesländer, Städte und Gemeinden gegenseitig unterstützen und so die Implementierung der Agenda 2030 vorantreiben?

Darüber tauschten sich Vertreterinnen der steiermärkischen Landesregierung und Vertreter und Vertreterinnen von Initiativen, großteils Mitglieder von SDG Watch Austria, bei einem Treffen im September in Graz aus.

Die zentrale Herausforderung: Kommunikation

Wie kann der Mehrwert, der sich im Rahmen der Implementierung der Agenda 2030 ergibt, erkannt werden und an EntscheidungsträgerInnen und –bildnerInnen in Gemeinden und Städten kommuniziert werden? Was braucht es, um den Mehrwert und den politischen Nutzen der SDGs für Gemeinden in ihren ohnehin schon komplexen Aufgabenbereichen zu vermitteln? Einig waren wir uns darin, dass die SDGs in eine Sprache gebracht werden müssen, die nachvollziehbar ist. Die Agenda 2030 soll nicht als noch ein weiteres Werkzeug oder noch ein weiteres internationales Abkommen verstanden werden, um das sich die Gemeindeverwaltung nun auch noch kümmern muss. Sie ist vielmehr eine mögliche Ergänzung zu schon vorhandenen Planungsinstrumenten. Durch ihren integrativen Ansatz können in der Planung – von der Leitbildentwicklung bis hin zur (Wohn)Raum- oder Mobilitätsplanung – förderliche und hinderliche Wirkungszusammenhänge von Maßnahmen sichtbar werden. Bringen wir konkrete Beispiele von schon vorhandenem Potential in Gemeinden und Städten, verknüpfen diese mit den Subzielen, so verliert die Agenda 2030 an Abstraktheit.

Die Konkurrenz der Namen, Initiativen und Siegel stellt eine weitere Herausforderung dar: Fairtrade-, Klimabündnis-, die Gesunde, die Kinderfreundliche Gemeinde, die e5-Gemeinde – soll nun noch die „Agenda 2030 Gemeinde“ die Liste erweitern? Beim Austauschtreffen in Graz waren wir uns einig: alle diese Siegel und Namen finden ihren Platz in der Agenda 2030, vielmehr noch sind sie schon wesentliche Beiträge zur Erreichung der SDGs. Dies gilt es zu kommunizieren.

Was vielen noch nicht bewusst ist: Alle Gemeinden und Städte leisten schon Beiträge allein durch ihre Aufgaben! Dies muss der erste Schritt in der Kommunikation mit der lokalen Ebene sein! Wesentlich ist auch, dass Akteure eingebunden werden, die nicht in der Verwaltung tätig sind – etwa Pfarren, Vereine, die Lebenshilfe, Schulen.

Zusammenarbeit, kontinuierlicher Austausch – an einem Strang ziehen, koordiniert

Um die Umsetzung der Agenda 2030 auf der lokalen Ebene voranzutreiben, braucht es vor allem aber eines: Zusammenarbeit und kontinuierlichen Austausch zwischen allen Stakeholdern: den Initiativen untereinander, innerhalb der Verwaltung, zwischen Initiativen und VertreterInnen der Verwaltung! Tendenziell wollen alle mit Gemeinden und Städten zusammenarbeiten, die bereits in der einen oder anderen Form als sehr aktiv hervorstechen - durch beeindruckende Partizipationsprozesse, ihr großes Engagement für Klima, Kinder, Fairtrade, etc. Genau hier liegt aber auch die Gefahr: Ein Zuviel an Angeboten von Seiten der Initiativen und auch der Verwaltung kann hemmend statt motivierend wirken. Idealerweise sollte es in jedem Bundesland eine Stelle in der Verwaltung geben, die diese Aktivitäten koordiniert. Doch dies muss eine politische Entscheidung sein.

Eine bunte Sammlung an Angeboten von den Initiativen – zum Auswählen und voneinander Lernen

Im Vorfeld zum Austauschtreffen sammelten wir Angebote – Agenda 2030-Spaziergängen, Beratungsangebote, ein Buch zur Agenda 2030, bundeslandübergreifende Projekte, Fotoausstellungen, Workshops in und für Gemeinden, Konferenzen und Foren, und vieles mehr. Mit dieser Sammlung verfolgen wir zwei Ziele: Ein Kompendium zum Auswählen und zum voneinander Lernen. Die Vielfalt der Angebote der Initiativen gleicht einem Bauchladen: VertreterInnen der Landes-, Stadt- und Gemeindeverwaltungen können den spezifischen Anforderungen gemäß auswählen und Kontakt mit den jeweiligen Initiativen aufnehmen. Die Initiativen wissen voneinander, wer was anbietet und können sich gegenseitig unterstützen. Schon dieses Austauschtreffen hat die erhoffte Unterstützung mit sehr konkreten Anfragen und Angeboten ins Rollen gebracht.

Die Sammlung der Angebote ist hier zu finden.

Diese Angebotssammlung stellt einen ersten Impuls dar, sie kann laufend erweitert und zur Verfügung gestellt werden. Auch dieses erste Austauschtreffen zwischen „Verwaltung und Initiativen“ soll nur der Anfang einer Reihe an Austausch- und Kommunikationsformaten sein. Denn in einem Multi-Stakeholder-Partnership, wie es in der Agenda 2030 heißt, müssen die vielen unterschiedlichen Stakeholder Gelegenheit haben, zusammenzukommen und so partnerschaftlich an der Umsetzung der Agenda 2030 zu arbeiten.

Eingeladen zu diesem Treffen hat freundlicherweise die Nachhaltigkeitskoordinatorin der Steiermark, Gudrun Walter und ihre Kollegin Silke Leichtfried, Abteilung 14 Nachhaltige Entwicklung der Stmk Landesregierung. Außerdem waren mit dabei: Maria Elßer von der Abteilung 9 Kultur, Europa, Außenbeziehungen der Stmk. Landesregierung und von Seiten der Initiativen Vertreterinnen und Vertreter von: AG Globale Verantwortung, Gemeinwohl-Ökonomie Steiermark, Institut für Umwelt, Friede und Entwicklung (IUFE), Landentwicklung Steiermark, miraconsult e.U., NaturErlebnisPark Science Education Center für den Verein ScienceCenter Netzwerk und Oikodrom.

Die Vorbereitung, Abwicklung und Nachbereitung des Treffens wurde vom Österreichischen Ökologie-Institut organisiert und mit Mitteln aus der Europäischen Union im Rahmen vom Projekt „Make Europe Sustainable for All“ finanziell unterstützt.


BILDER: Ökologie Institut

Sie lasen einen Blogbeitrag einer der Mitgliedsorganisationen von SDG Watch Austria. Die darin enthaltenen Meinungen sind keine Positionen von SDG Watch Austria oder von ÖKOBÜRO als Medieninhaber.