Casa Maria Amor – Ein Frauenhaus in der Umsetzung der Agenda 2030

Mit Bildung, Empowerment und den SDGs zu Selbständigkeit und nachhaltiger Lebenspraxis. 

Ein Beitrag von Michaela Lutz - WIDE Entwicklungspolitisches Netzwerk für Frauenrechte und feministische Perspektiven

Aus den SDGs geht die Bedeutung der Verbindung von sozialer Gerechtigkeit, wirtschaftlicher Entwicklung und Umweltschutz klar hervor. In SDG 5 (Geschlechtergleichheit), dem explizit frauenpolitischen Ziel, kommt dem Kampf gegen Gewalt an Frauen und Kindern ein hoher Stellenwert zu. 2018 konnte ich das Projekt „Casa Maria Amor“ kennenlernen, das als ein tolles Good Practice-Beispiel zur Umsetzung der Agenda 2030 gelten kann, da es SDG übergreifende Arbeit leistet – einerseits zum Schutz und Empowerment von Frauen, andererseits zur Bildung und Umsetzung von nachhaltiger und umweltschonender Lebenspraxis.

Die Arbeit von Casa Maria Amor

Das Frauenhaus Casa Maria Amor befindet sich in Cuenca, der drittgrößten Stadt Ecuadors. Es wurde 2013 in Kooperation mit der Caritas Vorarlberg gegründet. Die es bewohnenden Frauen und Kinder werden seitdem in mehreren Bereichen durch das 16-köpfige Team unterstützt, das nahezu ausschließlich von Frauen besetzt ist.

Die Casa Maria Amor bietet einen Schutzbereich für Frauen und Kinder, die von Gewalt betroffen sind. Nach oft langjährigen Gewaltbeziehungen haben sie die Möglichkeit, sich dort zurückzuziehen und zu sammeln. Sie werden von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dabei unterstützt, eine Ausbildung zu machen, Lohnarbeit nachzugehen sowie eine eigene Wohnmöglichkeit zu finden.

Selbständigkeit als Weg aus der Gewalt

Einen wichtigen Teil der Organisation stellt „Mujeres con Éxito“ (Frauen mit Erfolg) dar. Dieses Subunternehmen umfasst ein Firmen-Catering, ein Café und eine Wäscherei. Die Bewohnerinnen können hier eine Kurzausbildung machen und anschließend bezahlt arbeiten. Außerdem wird durch die Dienstleistungen Geld für den Erhalt des Vereins lukriert. Viele Frauen, die bereits das Haus verlassen haben und eigenständig wohnen, bleiben weiterhin angestellt. Dieses Konzept gibt den Frauen eine langfristige und nachhaltige Möglichkeit, auf eigenen Füßen zu stehen. Neben Computerkursen werden auch Workshops zu Themen wie Macht, Gender, Auswirkungen von Gewalt, Gewaltspirale, Rechtslage, Gesundheit etc., durchgeführt, die die Selbstbestimmung der Frauen und Mädchen fördern soll. Somit ist das Casa Maria Amor aktiv an der Bekämpfung aller Formen von Gewalt an Frauen und der Erlangung von gleichen Rechten für Frauen auf wirtschaftliche Ressourcen beteiligt und erfüllt das SDG 5 in vielerlei Hinsicht.


Kinder spielen im Garten. Nach der Gewalt die sie (mit-) erlebt haben, können sie im Casa Maria Amor endlich wieder Kind sein.

Umweltbewusstsein vorleben

Das Frauenhaus dient außerdem als Ort, der den Frauen und Kindern Umweltbewusstsein näherbringt. So werden statt den in Ecuador (wie auch in Europa) üblicherweise verwendeten Wassertoiletten, Trockenklos in der gesamten Anlage verwendet, was eine enorme Wasserersparnis bewirkt. Der durch die Trockenklos anfallende Abfall wird von den Familien selbst wöchentlich, unter Betreuung von einem Experten/einer Expertin, entleert und verkompostiert. Zusätzlich werden regelmäßige Schulungen veranstaltet, die den Frauen die Theorie und den Nutzen hinter diesem Prozess näherbringen sollen. So wird der Kreislauf der Nahrung aufgezeigt: Lebensmittel werden verzehrt, verdaut, ausgeschieden, kompostiert und in weiterer Folge wird der nährstoffreiche Dünger verwendet, um wiederum Gemüse und Obst eigenständig anzubauen. Dieser letzte Schritt wird im Casa Maria Amor ebenso von den Bewohnerinnen praktiziert.

Integration der SDGs

Genannte Tätigkeiten unterstützen die Frauen und Kinder in der Verarbeitung ihrer Erlebnisse, durch die Erlangung eines geregelten Alltags und Verantwortungsbewusstseins. Außerdem wird die Gruppendynamik durch das gemeinsame Schaffen und die Erfolgserlebnisse gestärkt. Die Umsetzung von SDG 12 -Nachhaltiger Konsum und Produktion und SDG 13 - Maßnahmen zum Klimaschutz ist somit in den Alltag der im Frauenhaus lebenden und arbeitenden Frauen und Kinder integriert.

Gewalt an Frauen ist ein globales Phänomen, das es zu bekämpfen gilt. Die Einrichtung „Casa Maria Amor“ zeigt vorbildhaft wie die Umsetzung der Sustainable Development Goals aussehen kann, in dem es wichtige Schritte in die richtige Richtung  hin zu einer gewalt- und diskriminierungsfreien, umweltsensiblen Welt setzt.


Casa Maria Amor - Hell und freundlich erscheint der Ort, an dem Frauen, die Gewalt erlebt haben, zur Ruhe kommen.


Zur Autorin: Michaela Lutz ist Studentin der Sozialen Arbeit an der FH Campus Wien. Sie ist Mitglied bei WIDE, dem entwicklungspolitischen Netzwerk für Frauenrechte und feministische Perspektiven, und arbeitet dort in der AG „Frauen und Umwelt“ mit.


TITELBILD: Michaela Lutz

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