Unter dem Motto „Keine Zeit für Stillstand! Gemeinsam für ein gutes Leben für alle“ versammelten sich am internationalen SDG-Aktionstag fast 100 Menschen zu einem Flashmob am Stephansplatz. Mit ihrem minutenlangen Erstarren symbolisierten sie anlässlich des 4. Jahrestags der Beschlussfassung der Agenda 2030 das geringe Engagement der österreichischen Bundesregierungen bei der Umsetzung der Agenda mit den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung.
Ein Beitrag von SDG Watch Austria
Am 25. September 2015 haben die Vereinten Nationen mit der Agenda 2030 einen Plan für eine nachhaltige Zukunft verabschiedet. Darin sind auch die 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung – die Sustainable Development Goals, kurz SDGs – enthalten. Dieses Jahr trafen sich am 24. und 25. September die Staats- und Regierungschefs bei den Vereinten Nationen in New York, um im Rahmen eines SDG-Gipfels den Status bei der Umsetzung der Agenda 2030 zu überprüfen. Dies ist der erste SDG-Umsetzungs-Gipfel dieser Form, dabei ist die Zeit knapp. In einigen Bereichen wie den Zielen zu Klimaschutz (SDG 13) und der Reduzierung von Ungleichheit (SDG 10) bewegen sich die Länder derzeit nicht nur zu langsam, sondern in eine entgegengesetzte Richtung. Das ergab ein ernüchtender Zwischenbericht des UN-Generalsekretärs António Guterres diesen Sommer.Weltweit demonstrieren daher zivilgesellschaftliche Organisationen und soziale Bewegungen gegen den Stillstand bzw. die Rückschritte.
Auch Österreich hat dieser Agenda zugestimmt
Seit der Verabschiedung der Agenda 2030 sind vier Jahre vergangen und doch fehlen auch in Österreich noch immer proaktive Maßnahmen, um diese Ziele bis 2030 zu erreichen. SDG Watch Austria ist der Meinung, dass sich Österreich nicht auf den Lorbeeren der Vergangenheit ausruhen darf und fordert die Regierung auf, endlich zu handeln und die Agenda 2030 zur Chefsache zu machen. Dazu gehört die Verankerung der Agenda 2030 im Regierungsprogramm als übergeordnetes Prinzip für alle Kapitel, eine Nachhaltigkeitsstrategie mit klar definierten Prioritäten und Rollen, die Einrichtung eines Beirats, die SDG-Prüfung von Budget und allen Gesetzen sowie transparente Prozesse und regelmäßige Berichterstattung an Parlament wie Öffentlichkeit.
Niemanden zurücklassen!
In diesem Prozess darf niemand zurückgelassen werden. Die Agenda 2030 kann nur gemeinsam erreicht werden und dazu braucht es die Expertise von Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft in den politischen Umsetzungsprozessen.
Gleichzeitig darf auch bei der Erreichung der Ziele niemand zurückgelassen werden. Österreich ist das achtreichste Land der Welt und trotzdem sind etwa 1,5 Millionen Menschen armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. Hier handelt es sich um Menschen, die von ihren Löhnen nicht leben können, die keine Arbeit haben, alleinerziehend sind, chronisch Kranken, Menschen mit Beeinträchtigungen und Menschen mit Wurzeln in einem anderen Land.
Mehr dazu auch im neuen Ungleichheitsbericht 2019 von ÖKOBÜRO.
Mehrdimensionale Ansätze
Diese Menschen sind auch von den Auswirkungen durch die Zerstörung des Planeten besonders betroffen. Das hat der aktuelle Ungleichheitsbericht von ÖKOBÜRO ergeben. Bei der Erarbeitung von Klimaschutz-Maßnahmen ist daher die soziale Dimension zu berücksichtigen. Um die Agenda 2030 und damit alle SDGs zu erreichen, dürfen diese nicht isoliert betrachtet werden. Es braucht Politikkohärenz und einen ganzheitlichen Ansatz, weshalb die Verankerung der Agenda 2030 auf allen Ebenen und ein aktives Engagement der Regierungsspitze essenziell ist.
Internationale Vorbilder
Ein Blick ins Ausland zeigt, dass eine strukturelle Verankerung der Agenda 2030 möglich ist. Finnland hat die Agenda 2030 im Kanzleramt angesiedelt und systematisch alle Stakeholder in einem partizipativen Prozess miteinbezogen. Schweden stimmt mittlerweile den gesamten Staatshaushalt mit den SDGs ab. In Deutschland wurde eine Nachhaltigkeitsstrategie verabschiedet und ein parlamentarischer Beirat implementiert.
Noch ist es nicht zu spät, um eine Trendwende einzuläuten. Auf dem Spiel steht ein gutes Leben für alle.
Weitere Fotos vom Flashmob sind hier abrufbar.