Im Juni widmen sich unsere Mitglieder dem Themenschwerpunkt Menschenwürdige Arbeit und faire Lieferketten und präsentieren Kurzbeiträge aus ihrem Tätigkeitsbereich. Gleich reinlesen!
Beitrags-Übersicht:
● Weltbilder – Filme für die Bildungsarbeit (BAOBAB - Globales Lernen)
● Verantwortung wahrnehmen (Initiative Kinderarbeit stoppen)
● Frauen-Power für nachhaltigen Tourismus (NFI - respect)
● Mehr Mut zu echter Nachhaltigkeit in der neuen Rohstoffstrategie (RepaNet)
● Lehren und Lernen für die Zukunft (Bildung2030)
● Konzerne oder Konsument*innen – wer ist verantwortlich? (Südwind Stmk)
Über die SDG-Fokusbeiträge: In monatlichen Themenschwerpunkten werden in Sammelbeiträgen Herausforderungen, Aktivitäten und Projekte unserer Mitglieder zu bestimmten Themen vorgestellt. Alle Informationen dazu hier.
Weltbilder – Filme für die Bildungsarbeit
BAOBAB - Globales Lernen
In unserer Reihe „Weltbilder“ bieten wir Filme für die Bildungsarbeit, die globale Zusammenhänge thematisieren und Einblicke in unterschiedlichste Lebenssituationen von Menschen aus aller Welt ermöglichen. Eines dieser Themen sind menschenwürdige Arbeitsbedingungen, nachhaltiger Konsum und Produktionsbedingungen – Themen, die im SDG 12 verankert sind. Besonders wichtig für BAOBAB ist der Aspekt der ausbeuterischen Kinderarbeit, die trotz der UN Kinderrechtskonvention nach wie vor sehr verbreitet ist. Die Pandemie hat die Situation von Kindern im globalen Süden nochmal verschärft. Anlässlich des internationalen Jahres gegen Kinderarbeit ist unser neuer Film„Ridoy“ erschienen. Er fokussiert das Thema in der Lederindustrie in Bangladesch. Erzählt aus der Perspektive des 12-jährigen Ridoy schafft der Film eine beeindruckende Vielschichtigkeit, indem er die Ambivalenz zwischen Umwelt, Produktion, Arbeitsverhältnissen und Kinderrechten aufzeigt.
„Ridoy - Kinderarbeit für Fußballschuhe“
Ridoy ist 12 Jahre alt und lebt mit seiner Familie in Dhaka, Bangladesch. Um seine Familie zu unterstützen, arbeitet er in einer der vielen Lederfabriken im Bezirk. Für die Schule bleibt dabei keine Zeit. Es ist eine schwere Arbeit in einer extrem schmutzigen und verunreinigten Umgebung, die seine Gesundheit gefährdet. Täglich wäscht und trägt er behandelte Tierhäute, die in die ganze Welt exportiert werden, um daraus Taschen, Kleider und Fußballschuhe herzustellen. Dinge, die er selbst nie besitzen wird. Eines Tages spricht ihn ein Vertreter der Kinderrechtsorganisation Sohay an. Sie bietet Workshops für Kinderarbeiter*innen an, um ihnen Lesen und Schreiben beizubringen.
Auf einfühlsame Art macht der Film deutlich, welche zentrale Rolle Bildung für die jungen Menschen in Bangladesch spielt. Gleichzeitig wird die Komplexität globaler Lieferketten aufgezeigt. Hohe Umweltstandards und die Sicherung von Arbeitsplätzen stehen oftmals im Widerspruch. Eine Lösung des Problems muss daher auf vielen Ebenen stattfinden und grundlegende Veränderungen beinhalten, um nicht bestehende Ungleichheiten noch zu verschärfen.
Die DVD beinhaltet ein didaktisches Begleitmaterial und ist bei BAOBAB in der C3-Bibliothek im Verleih und im Verkauf erhältlich.
Weitere Informationen unter www.baobab.at/ridoy
Die BAOBAB Bibliothek bietet zahlreiche Bildungsmaterialien und Filme zu globalen Themen. Aktuelle Medientipps, unseren neuen Newsletter zum Thema Kinderrechte sowie eine gezielte Suche nach Materialien für die Bildungsarbeit gibt es in unserem Online-Katalog.
Verantwortung wahrnehmen - Kinderarbeit stoppen!
Initiative „Kinderarbeit stoppen“
Laut aktuellen Zahlen von UNICEF und ILO sind weltweit rund 160 Millionen Kinder von Kinderarbeit betroffen, weitere 9 Millionen könnten aufgrund der Corona Pandemie bis 2022 dazukommen. Im internationalen Jahr gegen Kinderarbeit fordert die Initiative „Kinderarbeit stoppen“ ein entschiedenes Handeln der politischen Verantwortlichen.
Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat das Jahr 2021 zum internationalen Jahr zur Beseitigung von Kinderarbeit erklärt. Ziel ist es, im Rahmen der nachhaltigen Entwicklungsagenda Kinderarbeit bis zum Jahr 2025 vollständig abzuschaffen. Mit der internationalen Staatengemeinschaft hat sich auch Österreich dazu verpflichtet. Ein breites Bündnis rund um die Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar, FAIRTRADE Österreich, weltumspannend arbeiten (ÖGB), Jugend Eine Welt und die Kindernothilfe Österreich hat deshalb im Rahmen der Initiative „Kinderarbeit stoppen!“ dazu aufgerufen, aktiv zu werden: „Du hast es in der Hand - gemeinsam Kinderarbeit stoppen“. Menschen aus aller Welt zeigen symbolisch ihre Hand gegen Kinderarbeit und fordern die Politik zum Handeln auf. Die Mitmachaktion läuft noch bis Mitte Juli!
Als Zwischenetappe konnten anlässlich des Welttages gegen Kinderarbeit (12. Juni) über 2.300 Einsendungen an Justizministerin Alma Zadić mit der Forderung, Kinderarbeit wirkungsvoll zu bekämpfen, übergeben werden. Begleitet von Kindern, die sich bereits im Vorfeld mit dem ernsten Thema auseinandergesetzt hatten, unterstrichen die Vertreter/innen vom Bündnis „Kinderarbeit stoppen” ihre zentralen Anliegen. Neben konkreter Unterstützung ärmerer Länder und dem Verzicht auf Produkte, in denen Kinderarbeit steckt, ist dies vor allem die gesetzlich verbindliche Verankerung von arbeits- und menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten entlang der globalen Lieferketten.
Mach mit - zeig deine Hand gegen Kinderarbeit!
Du hast es in der Hand – werde Teil einer großen gemeinsamen Mosaik-Wand, teile symbolisch deine Hand gegen Kinderarbeit und fordere damit die Politik zum Handeln auf. Zeig der ganzen Welt: Es ist an der Zeit Kinderarbeit zu stoppen!
Weitere Informationen unter www.kinderarbeitstoppen.at/mach-mit
Frauen-Power für einen nachhaltigen Tourismus:
Eine zukunftsfähige Tourismusentwicklung braucht Gleichberechtigung
Naturfreunde Internationale – respect
Ob Mitarbeitende im Tourismus, Gastgeberinnen oder Reisende – Frauen nehmen im Tourismus unterschiedlichste Rollen ein. Obwohl mehr Frauen als Männer im Tourismus tätig sind, sind sie mit zahlreichen Hürden wie Ausbeutung, Diskriminierung und gläsernen Decken konfrontiert. In einer Veranstaltungsreihe von respect_NFI und der Schweizer NGO fairunterwegs im Mai 2021 wurde beleuchtet, wie sich die Rollen der Frauen im Laufe der letzten Jahrzehnte verändert haben, warum Frauen-Power für eine nachhaltige Entwicklung des Tourismus so wichtig ist, wie Chancengleichheit geschaffen werden kann und warum die COVID-19-Pandemie insbesondere Frauen (be)trifft.
Frauen sind am touristischen Arbeitsmarkt stark vertreten – mehr als die Hälfte der Beschäftigten im Tourismus sind Frauen, dennoch besetzen sie nicht einmal ein Viertel der Führungspositionen. Die meisten Frauen sind im schlecht bezahlten Service oder in der Administration tätig, vielfach schlecht qualifiziert, ohne Chance auf Aus- und Weiterbildung. Zudem werden Frauen auch immer wieder Opfer sexueller Ausbeutung.
Ein neuer Trend im Tourismus schwächt die Position von Frauen noch weiter: Dienstleistungen – insbesondere Reinigungsdienste, in denen vorwiegend Frauen tätig sind – werden „outgesourct“. Die Hotels geben damit ihre Verantwortung an Leihfirmen ab, Sozialstandards wie soziale Absicherung, faire Entlohnung etc. werden häufig missachtet. Damit verbunden sind auch oft enorme Einkommenseinbußen. Auch wenn es mit dem Tourismus nun wieder aufwärts geht: Frauen, die im Tourismus tätig sind, sind die Verliererinnen der Pandemie. Denn im Tourismus sind besonders viele prekär beschäftigt. Sie haben in der Pandemie ihren Job verloren, ohne soziale Absicherung und Anspruch auf finanzielle Unterstützung.
Eine nachhaltige Entwicklung des Tourismus kann nur gelingen, wenn Männer und Frauen gleichberechtigt zusammenarbeiten. Um die Geschlechtergerechtigkeit im Tourismus zu fördern, muss auf verschiedenen Ebenen angesetzt werden, darin sind sich die Expertinnen, die bei unseren Gesprächsrunden zu Gast waren, einig. Als erstes muss das traditionelle Rollenverständnis überwunden werden. Die Frauen müssen zudem die Möglichkeit haben, bei der Entwicklung von touristischen Projekten mitreden, sich aktiv einbringen und ihre Bedürfnisse artikulieren zu können. Und es muss ihnen auch der Zugang zu Ressourcen ermöglicht werden. Ein wesentlicher Faktor ist die Aus- und Weiterbildung von Frauen. Nicht zuletzt braucht es auch politische Rahmenbedingungen, die Unternehmen in die Pflicht nehmen. Denn eine nachhaltige Tourismusentwicklung und Geschlechtergerechtigkeit gehen Hand in Hand.
Nachlese inkl. Videomitschnitt der Veranstaltungsreihe:
- MEHR MUT ALS KLEIDER IM GEPACK! Frauen auf Reisen – früher & heute
- DIE MACHT DER FRAUEN! Frauen in touristischen Führungspositionen
- HERRLICHE AUSSICHTEN!? Frauen im Tourismus zwischen Chancen und Ausbeutung
Weitere Informationen: Dossier "Frauen im Tourismus" und www.nf-int.org/
Zivilgesellschaft: Mehr Mut zu echter Nachhaltigkeit in der neuen Österreichischen Rohstoffstrategie nötig!
RepaNet als Teil der Arbeitsgemeinschaft Rohstoffe
Die ökologischen und menschenrechtlichen Herausforderungen im Zusammenhang mit Rohstoffabbau und -verarbeitung sind enorm, eine wirksame politische Strategie fehlt auf österreichischer Ebene bisher. Die im Mai 2019 per Ministerratsvortrag von Bundesministerin Köstinger angekündigte Erarbeitung einer neuen, integrierten Österreichischen Rohstoffstrategie stieß deshalb auf breite Zustimmung der Zivilgesellschaft. Es hieß damals, die Strategie werde ökologische, ökonomische und soziale Dimensionen gleichermaßen beachten und ressortübergreifend unter Einbeziehung sämtlicher relevanter Stakeholder erarbeitet. Das im Dezember 2020 schließlich veröffentlichte Basispapier wurde jedoch ohne zivilgesellschaftliche Beteiligung erstellt und hat auf inhaltlicher Ebene großen Nachbesserungsbedarf. Es ist unerlässlich, dass relevante Lücken geschlossen werden.
Das NGO-Bündnis Arbeitsgemeinschaft Rohstoffe, dem auch RepaNet angehört, setzt sich seit über zwei Jahren intensiv dafür ein, dass die Stimme der Zivilgesellschaft in dem Prozess Gehör findet und hat bereits im April 2019 ein Positionspapier veröffentlicht. Am 9.6.2021 wurde die AG Rohstoffe vom federführenden Ministerium BMLRT eingeladen, in einem Workshop Feedback zum vorliegenden Basispapier einzubringen. Dieses werde in das im Laufe des Sommers entstehende Strategiepapier eingearbeitet. Weitere Feedbackmöglichkeiten sollen folgen.
Unerlässlich: Rohstoffreduktion, Lieferkettenverantwortung, SDG-Check
Was das Basispapier bisher gänzlich ausklammert, ist die dringend nötige Reduzierung des Primärrohstoffbedarfes. Diese muss in den Zielsetzungen der Strategie verankert und mit wissenschaftlicher Fundierung quantifiziert werden. Mit einem verantwortungsvollen Umgang mit Rohstoffressourcen untrennbar verbunden sind angemessene Arbeitsbedingungen für alle Menschen entlang der Lieferketten. Menschenrechts- und Umweltschutz an den Abbauorten sowie die Wahrung entwicklungspolitischer Kohärenz müssen in die Zielsetzungen der Strategie aufgenommen werden. Das Basispapier nennt in Sachen Lieferkettenverantwortung als einziges Element die Umsetzung der europäischen Konfliktmineralien-Verordnung. Es ist jedoch unerlässlich, dass umfassende gesetzlich-verbindliche Sorgfaltspflichten für internationale Rohstofflieferketten etabliert werden; aktuelle UN-/EU-Initiativen müssen in die Strategie Eingang finden.
Was die Erreichung der 17 Ziele für Nachhaltige Entwicklung betrifft, so sind diese zwar referenziert – die Strategie muss aber dringend einem umfassenden „SDG-Check“ unterzogen werden. Auch Kohärenz und Synergien mit den Zielen der vom BMK erarbeiteten Kreislaufwirtschaftsstrategie müssen geschaffen werden. RepaNet bringt zudem das Schlagwort „Rohstoffhierarchie“ ins Spiel: Eine strukturierte, abgestufte Vorgehensweise bei der Rohstoffbeschaffung – ähnlich der Abfallhierarchie – solle künftig Reduktion, höchstmögliche Standards und die Ausschöpfung von Sekundär- vor Primärquellen prioritär verankern.
Die AG Rohstoffe hofft, die nun gestartete Einbindung der Zivilgesellschaft ist ernst gemeint und die genannten Beiträge finden tatsächlich Niederschlag in der Gesamtausrichtung der Strategie. Ziel muss es sein, dass die Österreichische Rohstoffstrategie 2030 innovativ, zukunftsfähig, ökologisch und sozial wirklich nachhaltig ist und so ein stabiler Grundstein für die künftige zirkuläre Rohstoffpolitik Österreichs gelegt wird.
Weitere Informationen unter www.repanet.at/rohstoffe und www.ag-rohstoffe.at
Lehren und Lernen für die Zukunft: digitale Plattform Bildung2030
Bildung2030
Gebündelte Bildungsangebote zu „Ziel 12: Nachhaltige/r Konsum und Produktion“
Lebensmittel, Kleidungsstücke, Elektronikartikel… – Konsum- und Produktionsweisen hinterlassen Spuren auf dem Planeten. Für die Erzeugung und den Transport von Produkten werden Rohstoffe und Energie benötigt und dabei Co2-Emissionen freigesetzt und Abfall produziert. Ziel 12 weist auf die notwendige Veränderung unserer Lebens- und Wirtschaftsweise hin. Nicht-nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster verbrauchen zu viele natürliche, teilweise nicht erneuerbare Rohstoffe. Mit ihren negativen Auswirkungen auf Ökosysteme hemmen sie Entwicklungschancen, gefährden die Gesundheit und den Erhalt der natürlichen Umwelt in vielen Regionen der Welt.
Die digitale Plattform Bildung2030 ist ein Gemeinschaftsprojekt von BAOBAB, Forum Umweltbildung, KommEnt, Südwind und Welthaus Graz. Gemeinsam wollen die Organisationen Lernende und Lehrende dabei unterstützen, sich mit nachhaltiger und global gerechter Entwicklung im Sinn der Agenda 2030 auseinanderzusetzen. Damit leistet Bildung2030 einen Beitrag zu einer kritischen und zukunftsfähigen Bildung. Die neu gebündelten Bildungsangebote zum Themenschwerpunkt regen an, sich mit Produktions- und Konsumalternativen auseinanderzusetzen und die Wahrnehmung für nachhaltige Wirtschaftsweisen, wie etwa die Kreislaufwirtschaft oder Ansätze der Post-Wachstums Ökonomie zu stärken.
Nachhaltige Produktion muss innerhalb der planetaren, ökologischen Grenzen und unter menschenwürdigen Arbeitsbedingungen stattfinden. Nachhaltiger Konsum nimmt auf die ungleichen Ausgangslagen Rücksicht. Einerseits gilt es, übermäßigen und nicht-nachhaltigen Konsum einzuschränken, andererseits müssen Menschen in ärmeren Regionen die Möglichkeit bekommen, ihre Grundbedürfnisse zu sichern. Nicht nur Individuen, sondern vor allem große und transnationale Unternehmen sowie die Politik stehen in der Verantwortung, nachhaltige Verfahren einzuführen und die gesamte Wertschöpfungskette umzugestalten, um Ressourcen zu schonen, Abfälle zu vermeiden oder im Sinne einer Kreislaufwirtschaft zu verwerten. Weiters fordert Ziel 12 Staaten dazu auf, das öffentliche Beschaffungswesen nachhaltig zu gestalten, die Subventionierung fossiler Brennstoffe einzuschränken und Steuersysteme zu ökologisieren. Die Nahrungsmittelverschwendung pro Kopf auf Einzelhandels- und Verbraucherebene soll bis 2030 halbiert werden.
Ziel 12 in der Bildungsarbeit
Unterziel 12.8 fordert bis 2030, durch Bildung Wissen über nachhaltige Entwicklung und das Bewusstsein für eine Lebensweise im Einklang mit der Natur zu vermitteln. Bildung befähigt Lernende, Grundbedürfnisse und die Möglichkeiten zu deren Deckung kritisch zu reflektieren sowie Produktionsprozesse und deren Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft zu analysieren. Im neuen Themenschwerpunkt zu Ziel 12 auf der Plattform Bildung2030.at finden Sie die passende Unterstützung für Ihre Arbeit – ob mittels Workshop, Fortbildung oder Online-Material.
Die Umsetzung von Bildung2030 wird finanziert durch die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit und das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie.
Weitere Informationen unter www.bildung2030.at
Konzerne oder Konsument*innen – wer ist verantwortlich?
Südwind Steiermark
Ein gängiges Argument gegen die Einführung eines Lieferkettengesetztes lautet, dass im Endeffekt die Konsument*innen selbst dafür verantwortlich sind, welche Produkte sie erwerben. In gewisser Weise trifft dies zu, doch betrachtet mensch diesen Ansatz im Detail, lässt er sich rasch entkräften. Das Dilemma einer fehlenden Konzernverantwortung liegt nämlich, unter anderem, in der damit einhergehende Intransparenz. Zertifizierungen, welche auf freiwilliger Basis erfolgen, decken häufig nur einen Teilbereich der Lieferkette ab bzw. fokussieren sich entweder auf sozial- oder umweltverträgliche Produktionskriterien.
Abgesehen davon, dass sich nur ein Bruchteil der Konzerne „freiwillig verpflichtet“, resultiert daraus, dass trotz Öko-Labels die tatsächliche Lieferkette von Konsument*innen unmöglich durchblickt werden kann. So müssen Endverbraucher*innen darauf vertrauen können, dass in der erworbenen Schokolade keine Kinderarbeit steckt und die Näher*innen unserer Kleidung existenzsichernd entlohnt werden. Diese Verantwortung muss von Konzernen übernommen werden und darum braucht es ein Lieferkettengesetz – in Österreich, der EU und global.
Um was zu bewegen, muss mensch darüber reden
Südwind spricht sich schon seit langem für die Einführung eines Lieferkettengesetzes aus und versucht mittels unterschiedlichster Kampagnen den öffentlichen Diskurs darüber zu fördern. So wurde etwa im Rahmen der Clean Clothes Kampagne eine Online-Vortragsreihe initiiert, welche über die Kernthemen eines Lieferkettengesetzes informiert und die Notwendigkeit einer Umsetzung dessen darlegt. Stefan Grasgruber-Kerl, Menschenrechtsexperte bei Südwind, sagt: “Kinderarbeit, Umweltzerstörung und Ausbeutung von Arbeiter*innen in globalen Lieferketten machen klar: Die Einhaltung der Menschenrechte darf keine moralische Frage von Eigenverantwortung sein. Es braucht auch die rechtliche Verpflichtung“
Die Vortragreihe wurde aufgenommen und steht hier zum Nachhören zur Verfügung. Weitere Informationen unter www.suedwind.at/steiermark/
Sie lasen einen Blogbeitrag einer oder mehrerer Mitgliedsorganisationen von SDG Watch Austria. Die darin enthaltenen Meinungen sind keine Positionen von SDG Watch Austria oder von ÖKOBÜRO als Medieninhaber.
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