#PEOPLE: Urbane Räume und Nachhaltigkeit

SDGs als vielschichtige Lösungsansätze
Lesetipps für feministische Entwicklungsziele

Dieser Beitrag ist Teil des Blog-Schwerpunktes "PEOPLE – Wohlergehen aller Menschen" im Juni 2023, eines von insgesamt fünf Schwerpunktthemen 2023, die sich jeweils den “5 Ps” der Agenda 2030 widmen. Mehr erfahren

Sozial gerechte, nachhaltige und umweltfreundliche Lebensweisen, wie kann das funktionieren? Urbane öffentliche Räume sind durchzogen von patriarchalen Strukturen und vergeschlechtlichten Normen. Wie kann feministische Raumaneignung aussehen, die Nachhaltigkeit, Klima- und Geschlechtergerechtigkeit fördert?

Vielschichtige Probleme benötigen vielschichtige Lösungsansätze. Oft ist ein Missstand nicht nur unter einem singulären SDG zu betrachten oder gar zu lösen. Was es braucht, ist eine Kombination aus vielen Lösungsansätzen oder SDG Zielen. In Bezug auf urbane Räume, Nachhaltigkeit und feministische Raumaneignung sind neben dem SDG 5 zu Geschlechtergleichstellung ebenso Entwicklungsziele wie „Nachhaltige Städte und Gemeinden“ (SDG 11) und „Maßnahmen zum Klimaschutz“ (SDG 13) relevant. Raumaneignung findet dann statt, wenn Personen oder eine bestimmte Gruppe von Menschen öffentliche Räume für sich in Anspruch nehmen und diese nach ihren Wünschen und Bedürfnissen gestalten. Diese Aneignung kann temporär oder dauerhaft sein und ist oft mit Kreativität und Aktivismus verbunden. Öffentliche Räume sind durchzogen mit patriarchalen Strukturen wie beispielsweise der Dominanz männlicher Präsenz in gewissen Stadtteilen, was oft in Übergriffen, Gewalt und sexueller Belästigung von Frauen oder anderen marginalisierten Personen resultiert. Der feministische Aspekt der Raumaneignung ist, Räume geschlechtergerecht und gleichberechtigt zu gestalten, sichere Räume zu schaffen, um so den patriarchalen Strukturen entgegenzuwirken.

Die Autorinnen der Zeitschrift frauen*solidarität und der Redaktionsgruppe „Women on Air“ zeigen, wie die oben genannten SDG Ziele miteinander zusammenhängen und wie feministische Raumaneignung funktionieren kann.

Machismo und das fünfte Ziel
Teresa Incháustegui Romero macht in einem Interview in der Zeitschrift frauen*solidaritätdeutlich, dass öffentliche Räume von patriarchalen Strukturen durchzogen sind und Frauen keinen gleichberechtigten Zugang zu diesen haben. Sie berichtet über tägliche sexuelle Übergriffe in Mexico City, Machismo und wie sexuelle Gewalt gegenüber Frauen als akzeptierter Teil der mexikanischen Gesellschaft gilt.

Feministische, klimagerechte Raumaneignung kann unter verschiedenen Aspekten betrachtet und gefördert werden. Bei Teresa Incháustegui Romero geht es vor allem um die Prävention und Bekämpfung von Gewalt an Frauen. Hier steht das fünfte Ziel der SDG’s, die Geschlechtergleichstellung und Selbstbestimmung, im Vordergrund. Ebenso ist hier das SDG 11 unter dem Aspekt der Gestaltung der Sicherheit in Städten relevant.

Feministisches Urban Farming
Ein weiteres Beispiel, welches feministische Raumaneignung fördert und mit Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit verbindet und somit die Ziele 11 und 13 der SDG’s abdeckt, ist die urbane Landwirtschaft in den informellen Siedlungen Nairobis. Katharina Eichinger berichtet in ihrem Radiobeitrag, dass vor allem Frauen mit Hilfe von kreativen Anbaumethoden nicht nur den Zugang zu Nahrung sicherstellen, sondern auch selbstständig Einkommen erwirtschaften können. Dieses Beispiel zeigt, dass urbane Landwirtschaft vielschichtige Vorteile generieren kann. Auch wenn das familiäre Versorgen zu den traditionellen Aufgaben von Frauen in Kenia gehört, werden viele durch den eigens erwirtschafteten Ertrag unabhängiger und in ihrer Selbstwahrnehmung gestärkt. Ebenso werden Aspekte der Nachhaltigkeit, Ressourcennutzung im Urbanisierungsprozess, Umweltverschmutzung und Klimagerechtigkeit in der Sendung thematisiert.

Um mehr Zusammenhänge zwischen den SDG´s 5, 11 und 13 kennen zu lernen oder zu vertiefen hat die feministisch-entwicklungspolitische Organisation Frauen*solidarität Literaturtipps aus der C3-Bibliothek für Entwicklungspolitik, Artikel aus der Zeitschrift frauen*solidarität, einen Hörtipp der Sendereihe Globalen Dialoge, sowie ein kurzes Video zu urbanen Räumen, Feminismus und Nachhaltigkeit zusammengestellt, um sich dem Thema über unterschiedliche Informationskanäle zu nähern.

Buchtipps

Artikel

Video

Global Female Future: Gemeinsam gegen die Klimakrise

Lena Schilling (Gründerin des Jugendrats und Klimaaktivistin), Huem Otero Garcia (Abgeordnete zum Wiener Landtag), Rosa Euler-Rolle (Autorin und Journalistin) und Andrea Ernst (Autorin und Mitherausgeberin „Global Female Future“) diskutieren globale Zusammenhänge feministischen Engagements für unsere Umwelt in urbanen und ländlichen Räumen, sowie die Bedeutung lokalen Handels für die globale Klimabewegung.

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Hörtipp

Urban farming and food security in Nairobi’s informal settlements

Nairobi, the bustling economic center of East Africa, faces like many other African cities rapid urbanization. The ongoing expansion of urban areas and especially its informal settlements poses a severe challenge to sustain food security for its inhabitants. One estimate suggests that about 38 percent of the city´s population suffer from chronic food insecurity. In order to deal with those difficulties governmental institutions as well as other NGOs try to find innovative ways of growing food in areas, where space is usually very limited. Vertical gardens, also known as sack gardens, are one possible solution.

Sendungsgestaltung: Katharina Eichinger

Eine Sendung der Globalen Dialoge – Women on Air, eine Kooperation zwischen Frauen*solidarität und Orange 94.0

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Text: Anna Geibig (Frauen*solidarität)

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