© SDG Watch Austria
Vor 10 Jahren, am 25. September 2015, haben die Vereinten Nationen die Agenda 2030 verabschiedet und sich der Umsetzung der 17 Ziele für Nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) verpflichtet – so auch Österreich. Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Verabschiedung der Agenda 2030 haben wir bei unserer Veranstaltung „10 Years of the SDGS – What now? Pathways towards a Just Transition“ einen Blick auf die bisherige Umsetzung der SDGs in Österreich geworfen. Dabei haben wir gemeinsam mit rund 70 Teilnehmenden unterschiedlicher Organisationen die Fortschritte, aber auch Herausforderungen beleuchtet.
Trotz der engagierten Auseinandersetzung mit der Agenda 2030 zeigt sich in Österreich und weltweit, dass nach aktuellem Stand keines der 17 Ziele für Nachhaltige Entwicklung bis zum Jahr 2030 erreicht werden kann. Eine Herausforderung, die auch im Zentrum unserer Veranstaltung stand: Wo stehen wir aktuell und wie kann es weitergehen?
Bereits in der Begrüßungsrede ließ Bernhard Zlanabitnig, Steuerungsgruppenmitglied von SDG Watch Austria, in einem Rückblick auf die letzten Jahre anklingen, dass – trotz der Hürden aufgrund politischer Entwicklungen und unzureichender Umsetzung der SDGs – viel erreicht wurde. Ein Aspekt, an den auch die folgenden Programmpunkte anknüpften und mit spannenden Perspektiven zum Nachdenken und Diskutieren einluden.
Internationale Perspektive: SDGs unter Druck
Als besonderes Highlight der Veranstaltung durfte Moderatorin Karin Kuranda, Koordinatorin von SDG Watch Austria, Professor Adil Najam (Boston University, Präsident WWF International) begrüßen. In seiner Keynote stellte er die bereits erreichten Meilensteine auf dem Weg zu einem sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Wandel den verbleibenden Herausforderungen in der Umsetzung der Agenda 2030 gegenüber. Dabei machte er ebenso deutlich, dass wir in der Umsetzung der SDGs hinterherhinken und das Konzept der nachhaltigen Entwicklung gleichzeitig unter zunehmenden politischen und gesellschaftlichen Druck gerate.
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Mit Blick in die Zukunft betonte Adil Najam, dass man nicht nur über die Umsetzung der 17 SDGs innerhalb der Boxen nachdenken dürfe, sondern immer die übergeordnete Integration aller Ziele zu beachten sei. Letztlich gebe es ein übergeordnetes Ziel: eine ganzheitliche, nachhaltige Entwicklung. Um diese zu erreichen, brauche es für die verbleibenden fünf Jahre bis 2030 einen ehrlichen Blick auf den Status Quo der SDG-Umsetzung, mehr gesellschaftliche Verantwortung außerhalb internationaler Institutionen, eine konsequentere Umsetzung der gesetzten Ziele und vor allem eine vernetzte Integration der SDGs auf internationaler, nationaler und lokaler Ebene.
“It that is the case, I think the opportunity will be to move from thinking about development as a problem to be solved to development as a solution.” – Adil Najam
Governance für nachhaltige Entwicklung in und durch Österreich
Im Anschluss präsentierte Caroline Krecké, Koordinatorin von SDG Watch Austria, Erkenntnisse zu den bisherigen Erfolgen und Versäumnissen in der Umsetzung der Agenda 2030 in Österreich, und damit eine Vorschau auf den SDG-Watch-Bericht „10 Jahre SDGs – und jetzt?“. Dabei konzentrierte sie sich auf die Governance-Ebene, also übergeordnete Umsetzungsprozesse der Politik und Verwaltung. Bislang, so Krecké, fehle es trotz zahlreicher Fortschritte u. a. an einem übergeordneten Plan für die SDG-Umsetzung mit klaren Zielwerten und Verantwortlichkeiten, um die sozialen, ökologischen und ökonomischen Herausforderungen gleichermaßen anzugehen.
Ebenso gäbe es viel Aufholbedarf beim Einsatz von Instrumenten für wirksame und nachvollziehbare Entscheidungen, z. B. durch eine Verbesserung der Wirkungsfolgenabschätzung für Gesetze, aber auch bei der Einbindung von Wissenschaft und Zivilgesellschaft in die SDG-Umsetzung. Um nicht auf Kosten anderer Länder zu agieren, müsste Österreich zudem die sog. negativen Spillover-Effekte gezielter verhindern.
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“Austria generally performs well in international SDG rankings. However, our development still causes negative effects abroad, especially in the Global South. We need a systematic approach to change this.” – Caroline Krecké
Fixstarter:innen der Fishbowldiskussion: Nadja Grossenbacher, Klara Röckner, Martina Neuwirth und Judith Zimmermann-Lackner (v. r. n. l.)
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Just Transition: Finanzierung und Beteiligung als Schlüssel
In der anschließenden Fishbowl-Diskussion hatten die Teilnehmenden der Veranstaltung die Möglichkeit, gemeinsam mit den eingeladenen Expertinnen Martina Neuwirth (VIDC), Klara Röckner (CliMates Austria) und Nadja Grossenbacher (Licht für die Welt) über wichtige Aspekte eines gerechten, sozial-ökologischen Wandels zu diskutieren. Die Diskussion wurde von SDG-Watch-Koordinatorin Judith Zimmermann moderiert.
Zentrales Thema war “Just Transition”, also der sozial und ökologisch gerechte Übergang in eine bessere, lebenswerte Welt. Als wichtiger Baustein dafür wurde faire und nachhaltige Entwicklungsfinanzierung genannt: Aktuell gebe es eine große Finanzierungslücke der SDG-Umsetzung weltweit, die durch historische Schulden und Kreditrückzahlungen verstärkt werde. Aktuell flössen dadurch derzeit sogar mehr Gelder aus dem Globalen Süden in den Globalen Norden als umgekehrt.
Im Bereich der Beteiligung stellten die Diskussionsteilnehmer:innen erneut fest, dass gerade junge Menschen und Menschen mit Behinderung auf dem Weg zu nachhaltiger Entwicklung noch zu wenig berücksichtigt werden. Das müsse sich dringend ändern – für die verbleibenden 5 Jahre der SDG-Umsetzung, aber auch mit Blick auf die Zukunft und einer möglichen neuen globalen Agenda ab 2030 („Beyond 2030 Agenda“).
Kommunikation & ernsthafte Maßnahmen
Auch die Rolle der Zivilgesellschaft und die Kommunikation von Lücken und Zielen der SDG-Umsetzung wurde diskutiert. Dabei stand nicht zuletzt die Frage im Raum: Können wir positivere Bilder in der Kommunikation schaffen und gleichzeitig Entscheidungsträger:innen zu Maßnahmen bewegen, die dem Ernst der Lage gerecht werden?
SDG Watch Austria dankt allen Mitwirkenden und Teilnehmenden und wird weiter daran arbeiten, nachhaltige Entwicklung in Österreich auf allen Ebenen besser zu verankern: in den verbleibenden fünf Jahren – und darüber hinaus.
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