Die Herausforderung, die in der Erkenntnis der Endlichkeit des Planeten und der potentiellen Gefährlichkeit ökologischer Entwicklungen liegt, ist alles andere als neu. Dennoch ist der Weltgemeinschaft die Lösung zentraler Problemstellungen bis heute nicht gelungen. In ökologischer Hinsicht hat der Verbrauch an Ressourcen und Energie weltweit konstant zugenommen und war noch nie so hoch wie heute. In ihm kommt auch die gravierende Ungleichverteilung auf der Erde zum Ausdruck. Während der Ressourcenverbrauch in den entwickelten Ländern weiterhin konstant über einem nachhaltigen Niveau liegt (1), mangelt es anderorts am notwendigsten (2). Unser Verbrauch an Ressourcen spricht Bände - auch, was die sozialen Verhältnisse auf der Erde betrifft.
(Far) Beyond the limits
Eine ungefährer Ressourceninput von etwa 100 Lkw wird pro Sekunde in das Weltwirtschaftssystem eingebracht (3) und darin verarbeitet, verbraucht, verbrannt, und endet - mal früher, mal später - als Abfall, Abgas oder Abwasser am anderen Ende des "Produktlebenszyklus". Der material- und energieintensive „westliche“ Lebensstil – bei der Industrialisierung beginnend, und auf der Ausbeutung von Menschen und Natur beruhend - führt zu immer größerer ökologischer Überlastung des Planeten. 45 Jahre nach den "Limits to Growth" erreicht die Problematik im frühen 21. Jahrhundert eine neue Dimension und Dringlichkeit – auch in der Gefährlichkeit ihrer Auswirkungen für die menschlichen Gesellschaften.
Living well within the environmental limits
Die Problemstellung dahinter führt in ein Dilemma. Hans Bruyninckx, Leiter der EU Umweltagentur, hat die daraus resultierende Herausforderung 2016 hervorragend beschrieben (4): um ein weltweites „Living well within the environmental limits“ zu erreichen, müssen gleichzeitig die Fußabdrücke der entwickelten Staaten auf ein ökologisch verträgliches Niveau gesenkt werden, während in weniger entwickelten Ländern die Lebensqualität anzuheben ist, ohne dabei dem material- und energieintensiven westlichen Modell zu folgen. Ein weiteres Dilemma liegt in den zeitversetzten Konsequenzen: Wir verantworten bei unserem Handeln nicht nur Konsequenzen in der Gegenwart, sondern auch jene in der Zukunft mit. Aktuelle lagern wir – neben der Ausbeutung im Hier und Jetzt, auf die wir zurückgreifen - erhebliche Kosten und Risiken in die Zukunft aus.
Umweltschutz ist Menschenschutz
Es gibt nicht drei oder vier "ökologische" SDGs. Manche der Ziele haben einen eindeutig ökologischen Schwerpunkt, doch der Schutz der Umwelt sowie des Klimas nehmen in der Agenda 2030 auch im Interesse des Selbstschutzes der menschlichen Gesellschaften eine zentrale Rolle ein. Sie stellen ein zentrales Motiv dar, und werden eng verwoben mit den wesentlichen sozialen und wirtschaftlichen Aspekten gedacht: „Wir sehen eine Welt vor uns, […] in der die Entwicklung und die Anwendung von Technologien den Klimawandel berücksichtigen, die biologische Vielfalt achten und resilient sind. Eine Welt, in der die Menschheit in Harmonie mit der Natur lebt und in der wildlebende Tiere und Pflanzen und andere Lebewesen geschützt sind.“ (Agenda 2030, S.4) Um diese Welt zu erreichen, braucht es neben technischen auch gesellschaftliche Veränderungen: in den Formen von Produktion und Konsum, der Mobilität und des Lebensstils. Um diese Veränderungen erreichen zu können, braucht es aber wiederrum vor allem eine Politik, die mutig und verantwortlich die Rahmenbedinungen dafür schafft, Zukunft zu ermöglichen.
(RH)
Bild:
Rockström, Johan et al: „Planetary Boundaries: A safe operating space for humanity“
Quellen:
1 Giljum, Stefan: „Nachhaltigkeit: Wir sind am falschen Weg“ (Beitrag auf science.orf.at)
2 ÖKOBÜRO: „SDG-Index 2017 veröffentlicht“
3 Giljum, Stefan: Ressourcennutzung der österreichischen Wirtschaft - Herausforderungen für eine Circular Economy
4 Hans Bruyninckx: “Sustainability Transitions in Europe – Knowledge Innovations and Policy Options”
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