Geht’s der Umwelt gut, geht’s uns allen besser

Für eine gesunde Umwelt
Beitrag von Kathrin Lemmerer (ÄGU)

Wenn die aktuelle Gesundheitsministerin ein Gesetz zum Nichtraucherschutz als „grauslich“ bezeichnet und Straßen im neuen Regierungsprogramm als „Lebensadern“ gepriesen werden, steht die Welt aus umweltmedizinischer Sicht schon Kopf. Statt diesen jedoch in den Sand zu stecken, wollen wir den Weltgesundheitstag als Gelegenheit nehmen, um dem unsere Ansicht entgegen zu setzen und daran zu erinnern, dass Gesundheit und Wohlergehen auch in der Agenda 2030 eine zentrale Rolle innehaben.

„Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern“ wie es im SDG 3 heißt, klingt wohltuend zukunftstauglich und sollte eigentlich Handlungsmaxime für die öffentliche Gesundheit und ein rücksichtsvolles, gesellschaftliches Miteinander sein. Grundstein für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden ist auch eine gesunde, vielfältige Umwelt. Von ihr beziehen wir Nahrungs- und Arzneimittel; intakte Ökosysteme sorgen für Reinigung von Luft und Wasser und bieten uns Erholungs- und Freizeiträume. Umweltschutz als Gesundheitsschutz zu begreifen und entsprechende Maßnahmen voranzutreiben, sind seit Anfang an zentrale Anliegen von ÄGU.

Luftverschmutzung verkürzt Lebenszeit
„Die Zahl der Todesfälle und Erkrankungen aufgrund von Verschmutzung von Luft, Wasser und Boden erheblich verringern“ heißt es in den Unterzielen des SDG 3. Auch das treibt uns seit langem an, und ist heute wieder aktueller denn je. Laut Lancet Report (2017) waren Krankheiten in Folge von Umweltverschmutzung 2015 für rund 9 Millionen vorzeitige Todesfälle verantwortlich. Damit handelt es sich um die global bedeutendste umweltbezogene Todes- und Krankheitsursache.
Beispiel Luftverschmutzung: Die daraus resultierenden gesundheitlichen Schäden, insbesondere Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen, sind nicht nur ein Problem entfernter Metropolen wie Peking oder Mexiko City, sondern auch in Österreich Ursache für den Verlust von Lebenszeit - und zwar von durchschnittlich 8 Monaten. In den Großstädten Graz und Wien wurde sogar eine um 11 bzw. 12 Monate verkürzte Lebenserwartung aufgrund von Luftverunreinigung berechnet (UBA 2005, 2010). Die Gesundheitsschädlichkeit von Luftverschmutzung durch Feinstaub und Luftschadstoffe wie Stickstoffoxide, insbesondere durch den Verkehr, ist vielfach wissenschaftlich eindeutig nachgewiesen. Verharmlosungen sind daher strikt zurückzuweisen.
Die SDGs unterstreichen die Notwendigkeit einer interdisziplinären Herangehensweise, Umwelt und Gesundheit und deren Schutz müssen im Zusammenspiel mit vielen (Politik-)Bereichen geschehen und sektorenübergreifend behandelt werden.

Win-Win
Die gute Nachricht: Viele Maßnahmen haben sowohl positive Effekte auf die Umwelt als auch auf unsere Gesundheit. Umweltverträgliche Mobilitätssysteme verringern Luftschadstoffe inkl. CO2 und schonen so Klima und Gesundheit. Aktive Bewegung durch das Zurücklegen kürzerer Strecken zu Fuß oder mit dem Fahrrad kommt ebenfalls der eigenen Gesundheit zu Gute (Wolkinger et al. 2018). Klimaschonende Ernährungsweisen, „bio, regional und saisonal“, mit weniger Fleisch sowie mehr Obst und Gemüse deckt sich mit den Empfehlungen für eine gesunde Ernährung und fördert regionale, naturverträgliche Landwirtschaft in Österreich. Mit dem Erhalt von Natur- und Kulturlandschaften in Form von Schutzgebieten wird biologische Vielfalt gesichert, die für unsere Gesundheit essenzielle Leistungen bereitstellt. Grünräume in Städten tragen ebenfalls zu Vielfalt und Erholung bei. Sie sorgen für Abkühlung im Sommer, v.a. in urbanen Hitzeinseln, wo sie eine wichtige Funktion in den zunehmend heißer werdenden Sommerzeiten erfüllen. Mit vorausschauendem Handeln sind auch ökonomische Vorteile verbunden – etwa durch Senkung von Gesundheitskosten durch Prävention und Einsparung von Energiekosten durch Maßnahmen für den Klimaschutz.

„Business as usual“ keine Option
Umfassendes Wissen um wirksame Veränderungen und notwendige Maßnahmen ist vorhanden, viele Aktionspläne und Strategien liegen bereits ausgearbeitet vor. Für Bereiche wie Klima- und Biodiversitätsschutz hat sich Österreich auch international zur Umsetzung verpflichtet. Hier müssen seitens der Politik endlich mutige und verbindliche Schritte gesetzt werden, um vereinbarte Ziele zu erreichen. „Business as usual“ ist keine Option mehr, wenn wir Verantwortung übernehmen und auch zukünftigen Generationen ein gutes, gesundes Leben ermöglichen wollen. Gesundheit ist unser höchstes Gut und steht jedem zu. Es darf nicht zu Gunsten kurzsichtiger und opportunistischer Entscheidungen beiseite gewischt werden.

 

Weiterführende Links/Literatur:

ÄrztInnen für eine gesunde Umwelt (ÄGU): http://www.aegu.net/index.html

Lancet Report on Pollution and Health (2017): http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(17)32345-0/abstract

UBA (2005): http://www.umweltbundesamt.at/fileadmin/site/publikationen/REP0020.pdf

UBA (2010): http://www.umweltbundesamt.at/fileadmin/site/publikationen/REP0283.pdf

Wolkinger B, Haas W, Bachner G, Weisz U, Steininger K, Hutter H-P , Delcour J, Griebler R, Mittelbach B, Maier P, Reifeltshammer R (2018): Evaluating Health Co-Benefits of Climate Change Mitigation in Urban Mobility. Int. J. Environ. Res. Public Health. (submitted)

Projekt Biodiversität und Gesundheit: www.umweltdachverband.at/biodiversitaet-und-gesundheit/

CEHAPE: Kinder Umwelt Gesundheits-Aktionsplan: https://www.bmnt.gv.at/umwelt/luft-laerm-verkehr/verkehr-laermschutz/internat_koop/CEHAPEAT.html


BILD: https://cdn.pixabay.com/photo/2017/08/20/17/44/green-2662561_960_720.jpg

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