SDG-Fokusbeitrag Juli: Ernährung und nachhaltige Landwirtschaft

Im Juli widmen sich unsere Mitglieder dem Themenschwerpunkt Ernährung und nachhaltige Landwirtschaft und präsentieren Kurzbeiträge aus ihrem Tätigkeitsbereich. Gleich reinlesen!

Beitrags-Übersicht:

●  Weniger ist manchmal mehr (United Against Waste)
●  Aktiv für eine nachhaltige Ernährung (DIE UMWELTBERATUNG)
●  Für faire Lieferketten und Kinderrechte (FAIRTRADE Österreich)
●  Verpackungsfreies und nachhaltiges Einkaufen (Das Gramm)
●  Nachhaltigkeit zum Anbeißen (Ökosoziales Forum Wien)
●  Pflanzenbasierte Ernährungsweisen (FiBL)
Globales Lernen Digital (Jugend Eine Welt)
Das WeltTellerFeld (Ernährungsrat Wien)
Eine kleine Datumsanzeige (To Good To Go)

Über die SDG-Fokusbeiträge: In monatlichen Themenschwerpunkten werden in Sammelbeiträgen Herausforderungen, Aktivitäten und Projekte unserer Mitglieder zu bestimmten Themen vorgestellt. Alle Informationen dazu hier.

Weniger ist manchmal mehr – gemeinsam für weniger Lebensmittelabfall

United Against Waste

Unter großem Ressourcenaufwand werden täglich Tonnen an Lebensmitteln produziert, gelagert, transportiert, weiterverarbeitet und zubereitet – 1/3 davon landet global gesehen allerdings nicht in unseren Mägen, sondern im Mist – und viele davon sind vermeidbar. Lebensmittelabfälle entstehen entlang der gesamten Produktionskette: bei der Produktion, im Handel oder in Privathaushalten. Auch in der Außer-Haus-Verpflegung (dazu zählen Großküchen wie in Krankenhäusern, Pflegeheimen, Betriebsrestaurants, aber auch in Gastronomie und Hotellerie) gibt es Handlungsbedarf.

Überproduktion, Tellerreste oder halbvolle Gebinde am Buffet – viel zu oft müssen eigentlich noch genießbare Lebensmittel entsorgt werden. Die Verlustquote (das Verhältnis zwischen ausgegebenen Speisen zu vermeidbaren Lebensmittelabfällen) beträgt im Schnitt in Österreich in Gastronomie und Hotellerie rund 14% , in Pflegeheimen & Kureinrichtungen durchschnittlich 22% und in Krankenhäusern sogar rund 30% . Die Corona-Pandemie hat die Problematik zusätzlich verschärft.

Lebensmittel, die ungegessen im Mist landen, verbrauchen wertvolle Ressourcen, belasten das Klima und bedeuten für Betriebe auch finanziellen Verlust. Die Ursachen sind komplex – doch es gibt zahlreiche Lösungsansätze – sei es was Planung, Portionsgröße, Bestellprozesse, Verwertung von Resten oder die Sensibilisierung von Mitarbeiter*innen und Gästen bzw. Patient*innen betrifft. Wird der Lebensmittelabfall reduziert, hilft das nicht nur der Umwelt – im Idealfall kann der dadurch frei werdende Wareneinsatz wiederum in qualitativ hochwertige, nachhaltige, regionale Lebensmittel fließen.

Speziell für Betriebe der Außer-Haus-Verpflegung bietet die Brancheninitiative United Against Waste Österreich maßgeschneiderte Serviceangebote zum Thema Lebensmittelabfallvermeidung, mit dem gemeinsamen Ziel die Lebensmittelabfälle beim Außer-Haus-Essen in Österreich bis 2030 um die Hälfte zu reduzieren. Zu den Angeboten zählen ein Abfallmonitoringprogramm,  Workshops und Schulungen für Großküchenbetriebe, aber auch Abfallerhebungen und Beratungen für Gastronomie & Hotellerie. Mit Aktionstagen zum Welttag gegen Lebensmittelabfallvermeidung im Herbst wird außerdem mit einer Informationskampagne auf das Thema aufmerksam gemacht und gezeigt, wie auch Gäste und Patient*innen einen Beitrag leisten könnten, damit am Ende des Tages weniger Lebensmittel in der Tonne landen. Denn Lebensmittelabfallvermeidung gelingt nur, wenn alle mithelfen.

Save the date:
Gemeinsam ein Zeichen setzen bei der Aktionswoche für weniger Lebensmittelabfall unter dem Motto „Nix übrig für Verschwendung“ von 27. September bis 3. Oktober 2021! Nähere Infos ab Sommer 2021 auf www.nixübrig.at

Weitere Informationen unter united-against-waste.at/

Was jede*r für eine nachhaltige Ernährung tun kann

DIE UMWELTBERATUNG

Die Pandemie hat uns deutlich gemacht, wie wichtig die Selbstversorgung eines Landes ist. Beim Lebensmitteleinkauf auf Regionalität zu achten, schafft viele Arbeitsplätze, fördert die Einkommenssicherheit von Landwirt*innen und stärkt die heimische Wirtschaft. Außerdem spart es enorm CO2-Emissionen, wenn Lebensmittel nicht über weite Strecken mit dem Flugzeug importiert werden. Wer beim Einkauf zusätzlich auf die Herkunft aus biologischer Landwirtschaft achtet, stellt damit pestizidfreien Anbau und Tierwohl sicher. Und schließlich kurbelt erhöhte Nachfrage an nach Biolebensmitteln die Umstellung von landwirtschaftlichen Betrieben auf Bioproduktion an. Im Hinblick auf den Klimaschutz ist die Reduktion tierischer Lebensmittel das Gebot der Stunde.

Viele Möglichkeiten für nachhaltigen Einkauf
Bio-Produkte gibt es nicht nur in Supermärkten. Foodcoops sind Einkaufsgemeinschaften, die Lebensmittel direkt bei Landwirt*innen ankaufen. Bei solidarischen Landwirtschaften können die Konsument*innen mitarbeiten und erhalten Anteile der Ernte. Naturkostläden, Bio-Läden, Ab-Hof-Läden und Märkte überzeugen mit persönlicher Beratung und einem großen Angebot an unverpackten, nachhaltigen und biologisch angebauten Produkten.

Hochwertige Lebensmittel schnell bestellt
Falls es praktisch und bequem sein soll, werden Lebensmittel in einer Gemüsekiste vor die Haustür geliefert. Onlineshops von bäuerlichen Direktvermarkter*innen bieten ebenfalls das Bestellen von Qualitätsprodukten an. Das erspart den Zwischenhändler und unterstützt die heimischen Landwirt*innen direkt.

Aktiv werden und Essen selber anbauen
Lebensmittel selbst anzubauen und zu ernten, liegt im Trend. Platz für die eigene Bio-Ernte gibt es auch ohne eigenen Garten, zum Beispiel:

  • auf der Fensterbank Kräuter, Erdbeeren, Chilis, Rucola und vieles mehr ernten
  • eine Bioparzelle auf Selbsterntefeldern mieten
  • Urban Gardening – frische Ernte von Gemüsebeeten mitten in der Stadt genießen

Nachhaltige Ernährung tut uns selbst mindestens ebenso gut wie der Umwelt. Welche Möglichkeiten es dazu je nach individuellen Bedürfnissen gibt, zeigt das Poster „Was jede*r tun kann“ .

Viele Einkaufsadressen für regionale Produkte gibt’s auf www.umweltberatung.at/regionale-lebensmittel

Weitere Informationen unter www.umweltberatung.at/

Für faire Lieferketten und Kinderrechte

Ein Kommentar von Hartwig Kirner, Geschäftsführer von FAIRTRADE Österreich

Was für Patentrechte weltweit gilt, sollte für Menschenrechte erst recht möglich sein, nämlich, dass sie einklagbar sind. Die Realität sieht aber anders aus. Rohstoffe werden international eingekauft und durchlaufen oft unzählige Produktionsschritte, ehe sie bei den Konsumentinnen und Konsumenten hierzulande ankommen. Auch wenn in vielen Sektoren Menschenrechtsverstöße auf der Tagesordnung stehen, wird viel zu wenig dagegen unternommen.

Das Beispiel der Schokoladeindustrie zeigt, dass Freiwilligkeit manchmal nicht ausreicht. Denn die großen Unternehmen versprechen seit Jahren, sich für Menschenrechte einzusetzen und die Entwaldung zu stoppen, doch aktuell ist das Gegenteil der Fall. Erstmals seit 20 Jahren steigt die ausbeuterische Kinderarbeit weltweit wieder an. Eine neue Studie schätzt, dass alleine in Westafrika rund 1,5 Millionen Kinder im Kakaoanbau schuften müssen. Zudem werden immer größere Flächen gerodet. Eine Initiative von Ghana und Elfenbeinküste, den Hauptanbauländern für Kakao, zur Armutsbekämpfung von Kakaobauernfamilien, droht am Widerstand großer Kakaohändler zu scheitern. Was sind freiwillige Versprechen wert, wenn keine Taten folgen? Jene Unternehmen, die bereit sind, ethisch zu handeln, müssen die Kosten dafür alleine tragen. Es wird Zeit, alle Marktteilnehmer in die Verantwortung zu nehmen.

Höchst erfreulich daher, dass endlich Bewegung in dieses Thema kommt. Im internationalen Jahr gegen Kinderarbeit hat sich Deutschland dazu entschlossen, einen mutigen Schritt zu setzen. Künftig wird es ein Lieferkettengesetz geben, dass menschenrechtliche und umweltbezogene Sorgfaltspflichten einfordert. Wer sich nicht daran hält, kann haftbar gemacht werden, auch wenn die Verstöße im Ausland passieren.

Das ist ein wichtiger Schritt hin zu mehr Fairness. Bürgerinnen und Bürger sind immer weniger bereit Ungerechtigkeiten in der Produktion zu akzeptieren. Als Konsumentinnen und Konsumenten schauen sie darauf, wo die Produkte herkommen, die sie kaufen und sind nicht bereit, über Missstände hinwegzusehen. Das Umdenken hat begonnen. Die deutsche Gesetzesinitiative sollte daher auch beispielhaft für unser Land sein. Ich appelliere an die Politikerinnen und Politiker Österreichs, eine Initiative für ein europäisches Lieferkettengesetz zu unterstützen, das in den nächsten Monaten in den EU-Gremien beraten werden wird. Denn auf weltweite Herausforderungen kann es nur internationale Antworten geben. Ein erster Schritt ist gesetzt, nun müssen weitere folgen.

Mit FAIRTRADE Handel(n) verändern: die internationale Organisation steht für bessere Preise für Kleinbauernfamilien, menschenwürdige Arbeitsbedingungen und gerechtere Bezahlung für Beschäftigte auf Plantagen im Globalen Süden.

Weitere Informationen unter www.fairtrade.at/

Verpackungsfreies und nachhaltiges Einkaufen

Das Gramm

Die globale Erwärmung ist weiterhin, und Großteils leider immer noch ungebremst, auf dem Vormarsch. Immer wieder liest und hört man von notwendigen Maßnahmen und Schritten, die von der Politik unternommen werden müssen. Doch was können wir selbst, wir Einzelpersonen, tun, um unseren Beitrag für ein besseres Klima, eine bessere Welt, und gegen den Klimawandel zu leisten?

Wir von das Gramm haben uns mit unseren Produkten einwandfreier Qualität und Regionalität verschrieben. Bei uns einzukaufen heißt, kein schlechtes Gewissen zu haben und nichts falsch machen zu können; denn wir wissen genau, was in unseren Lebensmitteln und Non-Food-Produkten drin ist und wo sie herkommen. Für uns ist Bio der Standard, konventionelle Artikel sind die Ausnahme und werden deshalb gekennzeichnet. Wir haben uns auf regionale Produkte spezialisiert, um sowohl unsere heimischen Betriebe zu unterstützen, als auch einen wertvollen Beitrag für die Umwelt zu erbringen und so das SDG 13 zu unterstützen. Denn kurze Transportwege ergeben weniger CO2-Emissionen und dadurch die Möglichkeit, transparenter zu arbeiten und zu kommunizieren. Unsere Lieferant:innen sind keine fremden Menschen für uns, und genauso wissen wir bestens über Anbau, Herstellung/Produktion und Lieferkette Bescheid. Dieses Wissen über hochqualitative Lebensmittel für eine gesunde Ernährung aus einer nachhaltigen Landwirtschaft geben wir tagtäglich an unsere Kund:innen weiter – um Bewusstsein zu schaffen und ein gutes Gefühl zu geben.

Oft ist Einkaufen heutzutage mit zu viel Nachdenken, Hinterfragen und schlechtem Gewissen verbunden. Dem beugen wir vor, indem wir nur vertrauenswürdige Produkte anbieten, die nachhaltig produziert worden sind. Dies trifft auf das steirische Bio-Fleisch, das nur auf Bestellung geschlachtet und geliefert wird, genauso zu wie auf die umweltfreundlichen und biologisch abbaubaren Körperpflegeprodukte; ganz nach dem SDG 12.

Uns ist es ein Anliegen, dass ausschließlich Gutes auf und in unseren Körpern landet, dabei die Umwelt berücksichtigt wird und alle Beteiligten fair wirtschaften können. Denn nur so funktioniert eine nachhaltige Welt und ein gesundes Miteinander. Und wir hoffen, mit unserem Konzept einen Beitrag dazu zu leisten und zum Umdenken anzuregen.

Weitere Informationen unter www.dasgramm.at/

Nachhaltigkeit zum Anbeißen

Ökosoziales Forum Wien

Ernährung und Lebensmittelproduktion ist ein facettenreicher Spiegel nachhaltiger Entwicklung und ihrer Herausforderungen. Hier werden Brennpunkte deutlich: die sozialen (Stichworte Hunger - Überfluss), die wirtschaftlichen (Stichworte Ausbeutung, Logistik, etc.) sowie die ökologischen (Stichworte Bodendegradation, Insektensterben, Klimaerwärmung, etc.). Fast alle SDGs lassen sich inhaltlich mit dem Thema Ernährung in schlüssigen Zusammenhang bringen. Aber es gibt noch einen weiteren Aspekt, der es besonders unmittelbar macht und hervorhebt: jede*r von uns isst jeden Tag. Und was wir essen nehmen wir physisch zu uns - mit allem, was an Herstellungsgeschichte und Inhaltstoffen in den Lebensmitteln steckt.

Daher engagieren wir vom Ökosozialen Forum Wien uns intensiv, im Thema nachhaltige Ernährung etwas voranzubringen. Gemeinsam mit unseren Partner*innen setzen wir unterschiedliche Akzente auf der lokalen Ebene. Mit dem Wiener Hilfswerk, der Wiener Tafel und der Volkshilfe Wien arbeiten wir am Thema Lebensmittelweitergabe, beispielsweise mit unseren FAIRteiler-Kühlschränken. Mit den Kolleg*innen der Obststadt Wien pflanzen wir Obstbäume im öffentlichen Raum. Und mit wichtigen Partnern wie der Stadt Wien, der Landwirtschaftskammer Wien, der Bio Forschung Austria und anderen setzen wir uns dafür ein, die Wiener Stadtlandwirtschaft mit ihren fast 650 Betrieben laufend zu ökologisieren und zukunftsfit zu gestalten.

All diese Aktivitäten fügen sich wunderbar in den Wiener Lebensmittelaktionsplan "Wien isst gut" für einen nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln, dessen Umsetzung im Wiener Landtag im Januar 2020 beschlossen wurde. Sie sind kleine Bausteine zur Umsetzung der Agenda 2030, und vor allem: es sind Projekte, die Kopf, Herz und Hände der Menschen erreichen wollen - und in diesem Fall sogar den Bauch.

Mehr erfahren unter:
oekosozial.at/wien/was-wir-tun/lebensmittel-ernaehrung/
oder in unserem Buchbeitrag "Nachhaltigkeit zum Anbeißen" im SDG-Sammelband "Perspektiven 2030".

Pflanzenbasierte Ernährungsweisen sparen Treibhausgasemissionen ein

Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL) Österreich

Wieviel Treibhausgase werden durch unsere Ernährungsweise in Österreich verursacht? Wo sind die größten Stellschrauben für eine optimierte, nachhaltige und auch gesunde Ernährung? Im Rahmen des Projekts DIETCCLU wurde  erhoben, welchen Einfluss die unterschiedlichen Ernährungsweisen auf Klimawandel und Flächeninanspruchnahme in Österreich und in Übersee haben.

Pflanzenbasierte Ernährungsweisen mit biologischen Produkten sparen bis zu ¾ der ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen in Österreich ein

Die Ernährung spielt eine zentrale Rolle für die Gesundheit des Menschen und hat zudem auch große Auswirkungen auf Klimawandel, Ressourcennutzung, Biodiversität sowie Boden- und Wasserqualität. Die gegenwärtige Ernährungsweise in Österreich mit einem jährlichen Fleischkonsum von ca. 63 kg pro Person verursacht besonders hohe Emissionen von Treibhausgasen (THG). Darüber hinaus generiert unsere herkömmliche Art zu essen viele weitere negative Umwelteffekte, die in Verbindung mit der Landnutzung in Übersee stehen – etwa über Soja-und Palmölimporte aus Südamerika bzw. Südostasien (siehe weiters aktuelle ORF Mutter Erde Studie zu Spill Over Effekten unseres Lebensmittelkonsums in Ländern des Globalen Südens).

Die beiden Forscher Martin Schlatzer und Thomas Lindenthal haben innerhalb einer Kooperation des Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL Österreich) mit dem Zentrum für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit der BOKU Wien im Rahmen von „StartClim B (DIETCCLU)“ berechnet, wie sich vier unterschiedliche Ernährungsweisen auf die Treibhausgas (THG)-Emissionen und den Bodenverbrauch auswirken.

Wichtigste Ergebnisse
Die gegenwärtige durchschnittliche, omnivore Ernährung in Österreich (OMNI IST) verursacht in Summe 1.467 CO2-eq-Emissionen/Person und Jahr. Durch die Umstellung auf eine deutlich gesündere Ernährung (an die Richtlinien der ÖGE angepasst; 66% weniger Fleisch) können 28% der THG-Emissionen eingespart werden (siehe Abb.). Dies ist auf den wesentlich geringeren Anteil an Fleisch- und Wurstprodukten, die einen hohen CO2-Rucksack aufweisen, zurückzuführen. Eine ovo-lacto-vegetarische Ernährung verursacht 767 kg CO2-eq-Emissionen/Person/Jahr und spart somit 48% der THG-Emissionen im Vergleich zu der OMNI IST Ernährung ein. Das größte THG-Einsparpotential kann durch einen Umstieg auf eine vegane Ernährung mit lediglich 439 kg CO2-eq pro Person und Jahr erzielt werden, was einer Einsparung von 70% der THG-Emissionen entspricht. Das große Einsparpotential der vegetarischen Ernährungsweisen hinsichtlich THG (aber auch punkto Flächenbedarf) geht vor allem auf den reduzierten oder nicht vorhandenen Anteil an tierischen Produkten zurück.

Treibhausgasbilanz der durchschnittlichen sowie der modellierten omnivoren, ovo-lacto-vegetarischen sowie veganen Ernährungsweise (Schlatzer und Lindenthal, 2020)
OMNI (dunkelrot) = Omnivor resp. durchschnittliche Ernährung in Österreich, OMNI ÖGE (rot) = gemäß Empfehlungen der ÖGE, OLVEG (grün)= Ovo-Lacto-Vegetarisch nach ovo-lacto-vegetarischer Gießener Ernährungspyramide, VEGAN (dunkelgrün) = gemäß veganer Gießener Ernährungspyramide, jeweiligen BIOVARIANTEN = hellgrün; CO2-eq = alle anfallenden THG (CO2, Methan, Lachgas) aus dem gesamten Ernährungssystem summiert

Diese positiven Umwelteffekte werden durch einen jeweiligen 100% Bioprodukte-Anteil in allen untersuchten Ernährungsvarianten nochmals deutlich gesteigert (in Summe: Bio vegan -76%, Bio ovo-lacto -57%, Bio ÖGE -41% und Bio omnivor -18%), da biologische Landwirtschaft in Österreich eine Reduktion der THG-Emissionen auch pro kg Produkt bei den meisten Lebensmitteln bewirkt, insbesondere bei Schweine- und Hühnerfleisch sowie Eiern.

Publikation
Schlatzer M. und Lindenthal, T. (2020): Einfluss von unterschiedlichen Ernährungsweisen auf Klimawandel und Flächeninanspruchnahme in Österreich und Übersee (DIETCCLU). Endbericht von StartClim2019.B in StartClim2019: Weitere Beiträge zur Umsetzung der österreichischen Anpassungsstrategie, Auftraggeber: BMLFUW, BMWF, ÖBf, Land Oberösterreich
Zur Studie

Kontakt: Martin Schlatzer, Mag.; martin.schlatzer@fibl.org

Weitere Informationen unter www.fibl.org/de/standorte/oesterreich.html

Globales Lernen Digital: Neue Bildungsangebote von Jugend Eine Welt

Jugend Eine Welt

Der Apfel aus Chile oder Neuseeland, das Rinder-Steak aus Argentinien. Durch die Globalisierung hat auch die Auswahl und Verfügbarkeit an Lebensmitteln zugenommen. Auch der Anbau von Getreide ändert sich. Pflanzen müssen zukünftig widerstandsfähig sein gegen Hitze und Dürre. Unser Konsumverhalten hat einen besonders großen Einfluss auf die Regionen der Welt, die schon länger an Extremwetter leiden und nicht von der ständigen Verfügbarkeit von Lebensmitteln im Supermarkt profitieren. Das hat große Auswirkungen auf unser Klima, schließlich werden bei längeren Transportwegen Treibhausgase produziert und in der Massentierhaltung von Rindern fällt besonders viel Methan an, welches 25-mal klimaschädlicher ist als CO2.

Globalisierung ist ein Thema, das uns alle angeht. Menschen und Waren legen immer mehr und weitere Reisewege zurück. Wir sind über das Internet ständig mit der Welt verbunden. Wir sind immer vernetzter, auch in unserer Arbeitswelt. Werde ich meinen Job verlieren, weil Produktionsorte verschoben werden? Wie sollen alle Menschen ernährt werden? Kann es Wohlstand für alle geben? Wir realisieren, dass unsere Lebensweisen und Lebensstandards auf Systemen der Ungleichheit beruhen. Wie können nachhaltiger Konsum und Produktion entstehen?

Rund um unser diesjähriges Schwerpunktthema „Anderes Land, gleiche Chancen? Geburtslotterie und Beruf“ bietet Jugend Eine Welt nun digitale Workshop-Bausteine und Arbeitsblätter an, die unter Jugend Eine Welt Bildungsmaterialien kostenlos zum Download zur Verfügung stehen. Die Bildungsmaterialien können beispielsweise im Unterricht oder auch von Zuhause ausgearbeitet werden. Außerdem bieten wir viele Tipps, wie diese am besten im Online- und Präsenzunterricht verwendet werden können.

Durch unsere entwicklungspolitische Arbeit wollen wir zum kritischen Nachdenken anregen, unsere imperialen Lebensweisen in Frage stellen und über unsere Handlungsmöglichkeiten individuell und als Gesellschaft reflektieren. Wie können wir uns für eine gerechte Ressourcenverteilung und ein nachhaltiges Leben einsetzen? Dabei ist auch die Erreichung der Sustainable Development Goals von großer Bedeutung. Wenn es die Umstände zulassen freuen sich auch unsere Bildungsteams darauf, wieder ab Herbst zu ihrem herkömmlichen Workshop-Angebot in Wien/Graz und Umgebung zurückzukehren. Denn entwicklungspolitische Bildungsarbeit lebt vom gegenseitigen Austausch und dem Lernen auf Augenhöhe.

Weitere Informationen unter www.jugendeinewelt.at/bildungsteam.

Das WeltTellerFeld - Ein interaktiver Lernort

Ernährungsrat Wien

Der Ernährungsrat Wien ist eine zivilgesellschaftliche Plattform zur Gestaltung eines zukunftsfähigen Ernährungssystems für Wien. Mit seiner Mission vernetzen – verstehen – verändern – verfolgt der Ernährungsrat die Vision eines sozial und ökologisch zukunftsfähigen Ernährungssystems, das auf Gerechtigkeit, Miteinander und Vielfalt basiert. Ziel ist es zum einen, dass Ernährung vom Feld bis zum Abfall zusammenhängend gedacht wird und auf eine lokal koordinierten Ernährungspolitik, die eine sozial und ökologisch nachhaltige Stadt-Umland-Versorgung anstrebt, hingearbeitet wird. Zum anderen und damit zusammenhängend, fördert der Ernährungsrat mit der Relokalisierung des Ernährungssystems dessen demokratische Mitgestaltung. Derzeit arbeiten rund 40 Menschen aus den verschiedensten Bereichen des Wiener Ernährungssystems - aus Gastronomie und Forschung, urbaner Landwirtschaft und Food Coops - zu verschiedenen Themen rund um das Ernährungssystem.

Eines der konkreten Projekte an dem gerade gearbeitet wird und das in Kooperation aus dem Arbeitskreis Ernährungsbildung- und Bewusstsein hervorgegangen ist und mit Brot für die Welt Österreich und der Kleinen Stadt Farm umgesetzt wird, ist das WeltTellerFeld. Das WeltTellerFeld ist ein interaktiver Lernort, welcher auf rund 3500m² die Fläche und die landwirtschaftlichen Kulturen zeigt, die benötigt werden, um unseren jährlichen Lebensmittelkonsum (Durschnitt der ÖsterreicherInnen) zu decken. Die Aufteilung des Feldes macht deutlich, woher unsere Lebensmittel kommen (Inland 35% – Ausland 65% der Fläche) und wofür Flächen gebraucht werden (Tierfütterung 54% – direkter Verzehr 46% der Fläche). Die Kategorien werden wiederum in die einzelnen Anbaugruppen (Weizen, Mais, Gemüse usw.) unterteilt. Durch Erkundungswege wird das Feld entsprechend gegliedert und begehbar.

Zusammenhänge werden so erfahrbar gemacht und Lösungsansätze wie alternative regionale Bezugsquellen vorgestellt. Das WeltTellerFeld zeigt den BesucherInen wie eng das eigene Wohlergehen durch eine gesundheitsfördernde Ernährung mit einem zukunftsgerichteten, umweltgerechten Lebensstil verbunden ist.

Als Bildungsprojekt leistet das WeltTellerFeld einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung im Sinne der SDGs. Im Zentrum dieses Projekts steht das SDG 12 „Verantwortungsvolle Konsum- und Produktionsmuster“, indem die Wertigkeit unserer Lebensmittel, deren potenzielle Auswirkungen und der Wirkungsbereich des/der KonsumentIn aufgezeigt werden. Dies steht direkt im Zusammenhang mit SDG 2 „Kein Hunger“, SDG 4 „Hochwertige Bildung“ mit dem Ziel „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (4.7.), SDG 13 „Maßnahmen zum Klimaschutz“ und SDG 15 „Leben am Land“.

Weitere Informationen und wie man selbst mit anpacken und das Feld mit uns gestalten kann unterwww.ernaehrungsrat-wien.at und  welttellerfeld.at/

Eine kleine Datumskennzeichnung kann die Welt verändern

To Good To Go

Ein Blick auf das MHD (Mindesthaltbarkeitsdatum), und schon wissen wir, ob wir ein Lebensmittel noch bedenkenlos konsumieren können. Doch was passiert, wenn es abgelaufen ist? Der Weg in die Tonne ist naheliegend - und häufig viel zu früh, denn oft sind die Produkte noch lange nach Ablauf einwandfrei und genießbar. Was nach einem kleinen Missverständnis klingt, verursacht leider sehr große Probleme. 10 % der 88 Mio. Tonnen Lebensmittel, die in der Europäischen Union verschwendet werden, sind auf dieses Missverständnis zurückzuführen (Europäische Kommission, 2018).

Die Verschwendung von genießbaren Lebensmitteln hat dabei massive Folgen. Weltweit wird ein Drittel aller Lebensmittel verschwendet (FAO, 2021). In Österreich sind es rund 1 Million Tonnen. Das ist nicht nur ein moralisches Problem, sondern hat vor allem schwerwiegende Folgen für die Umwelt. Der Einsatz einer großen Menge wertvoller Ressourcen zur Herstellung dieser Lebensmittel hat zur Konsequenz, dass acht Prozent der weltweiten CO2e-Emissionen auf Lebensmittelabfälle zurückgeführt werden können. Dieser Anteil entspricht fast derselben wie jener aus dem Straßenverkehr (FAO, 2021) oder um plakativer zu sein: Wäre Lebensmittelverschwendung ein Land, wäre es – hinter den USA und China und knapp vor Indien – das Land mit den drittgrößten CO2e-Emissionen der Welt (FAO, 2021).

Österreich hat sich im Zuge des SDG 12.3. dazu verpflichtet bis 2030 die Lebensmittelverschwendung pro Kopf auf Einzelhandels- und Verbraucherebene zu halbieren und entlang der Produktions- und Lieferkette zu verringern. Dieses Ziel findet sich ebenfalls in der EU-Abfallrahmenrichtlinie wieder. Doch wie steht es um die Erreichung dieses Ziels?

Die Antwort ist leider sehr einfach: Wir wissen es nicht. Wie der Rechnungshof in seinem Bericht erst kürzlich aufgezeigte, fehlen die notwendigen Daten, um das zu beurteilen (Rechnungshof, 2021).

Die Too Good To Go-App bietet eine einfache Lösung des Problems, indem sie Konsumentinnen und Konsumenten mit Gastronomie-Betrieben, Produzenten und Supermärkten mit überschüssigen Lebensmitteln zusammenbringt. Um das SDG 12.3 zu erreichen und die Lebensmittelverschwendung bis 2030 zumindest zu halbieren, bedarf es allerdings einer gesamtgesellschaftlichen Anstrengung auf verschiedenen Ebenen, vor allem aber in den privaten Haushalten. Wir wissen, dass dort nämlich die meisten Lebensmittel verschwendet werden. Das bedeutet, dass jeder Einzelne von uns einen wesentlichen Beitrag zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung leisten kann.

Neben falscher Planung und mangelnden Kochideen ist der unklare Unterschied zwischen Mindesthaltbarkeits- und Verbrauchsdatum einer der größten Food Waste Verursacher zuhause. Konsumentinnen und Konsumenten können diese zwei Haltbarkeitsdaten nicht ausreichend voneinander unterscheiden und entsorgen Lebensmittel teilweise automatisch nach Überschreitung des Mindesthaltbarkeitsdatums. Im Gegensatz zum Verbrauchsdatum ist das Mindesthaltbarkeitsdatum aber eher mit einer Herstellergarantie vergleichbar. Das bedeutet, dass Produkte in der Regel bedenkenlos über diesen hinaus genießbar sind.

Aus diesem Grund startete Too Good To Go gemeinsam mit Lebensmittelproduzenten die “Oft Länger Gut” Initiative. Ein einfaches Siegel nahe dem Mindesthaltbarkeitsdatum soll die Konsumentinnen und Konsumenten ermutigen, die Produkte selbst durch einen “Schauen-Riechen-Probieren”-Test auf ihre Genießbarkeit zu überprüfen, anstatt sie nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums sofort zu entsorgen. Es ist ein kleiner Hinweis, doch er kann viel bewirken.

Du willst sofort aktiv gegen Lebensmittelverschwendung werden? Besuche unsere Instagram-Seite und unseren Blog. Da teilen wir regelmäßig Tipps und Tricks und Rezeptideen um Lebensmittelabfälle zuhause zu reduzieren.

Weitere Informationen unter toogoodtogo.at/de-at

Sie lasen einen Blogbeitrag einer oder mehrerer Mitgliedsorganisationen von SDG Watch Austria. Die darin enthaltenen Meinungen sind keine Positionen von SDG Watch Austria oder von ÖKOBÜRO als Medieninhaber.