SDG Fokusbeitrag 2/22: Unser Weg zu weniger Diskriminierung

Im Februar widmen sich unsere Mitglieder dem Themenschwerpunkt "Unser Weg zu weniger Diskriminierung" und präsentieren Kurzbeiträge aus ihrem Tätigkeitsbereich. Gleich reinlesen!

Beitrags-Übersicht:

●  Black History Month - Über Anti-Rassismus & Intersektionalität (HeForShe)
●  Diskriminierung reduzieren durch Bildungsarbeit (SÜDWIND)
●  Lehren und Lernen für eine inklusive Gesellschaft mit Bildung2030
●  Literaturtipps von Frauen*solidarität

Über die SDG-Fokusbeiträge: In monatlichen Themenschwerpunkten werden in Sammelbeiträgen Herausforderungen, Aktivitäten und Projekte unserer Mitglieder zu bestimmten Themen vorgestellt. Alle Informationen dazu hier.

Black History Month – Über Anti-Rassismus & Intersektionalität

HeForShe

Antirassistische Solidarität ist vielen in den letzten Jahren, insbesondere durch die großen Proteste 2020, wieder vermehrt ins Bewusstsein gerufen worden. Ein wichtiges jährliches Event, das die Diskriminierungserfahrungen von BIPOC (Black, Indigenous, and People of Colour) thematisiert, ist der Black History Month. Der BHM, der im Februar begangen wird, hat seinen Ursprung in den USA und Kanada, und dient dazu, sich die Geschichte Schwarzer Mitmenschen bewusst zu machen und deren Widerstand gegen die systematische Unterdrückung zu ehren, die sie global erfahren haben. Der Black History Month ist auch ein Monat, in dem wir uns daran erinnern, dass Rassismus keinesfalls der Vergangenheit angehört, sondern sich ganz im Gegenteil auch heute auf verschiedenste Arten und Weisen durch die Gesellschaft zieht. Es ist eine Zeit, die wir nutzen können, um unsere eigene antirassistische Einstellung zu festigen, Vorurteile und internalisierte Rassismen zu reflektieren und Solidarität zu zeigen. Mag der BHM zwar ein guter Anlass sein, um uns mit Schwarzer Geschichte auseinanderzusetzen, müssen wir uns doch bewusst sein, dass rassistische Diskriminierung nicht am 28. Februar endet. Genauso wenig darf sich unser Aktivismus und antirassistisches Bewusstsein auf den BHM beschränken, sondern sollte uns an jedem Tag dazu anleiten, uns einer wahrhaft gleichgestellten Gesellschaft anzunähern.

 Wir bei HeForShe Vienna setzen uns für Geschlechtergleichstellung ein, und sind davon überzeugt, dass Fortschritt nur gemeinsam erzielt werden kann. Für echte Entwicklung müssen wir alle am selben Strang ziehen. Ein wichtiger Teil aktivistischer Arbeit ist es, Geschlecht und Identität intersektional zu denken. Intersektionalität bedeutet, dass Personen durch verschiedene Aspekte ihrer Identität unterschiedliche Arten von Diskriminierung erfahren. So hat etwa eine Schwarze Frau – anders als eine weiße – in ihrem Einsatz für Gleichstellung mit anderen, zudem mehrfachen, Diskriminierungen zu kämpfen. Ebenso verhält es sich mit Ideen von Geschlechtszuschreibungen. Die Ansprüche und Normen, die den Begriff „Männlichkeit“ umgeben, verändern sich, wenn es um Schwarze Männlichkeit geht. Sie wird beeinflusst von rassistischen Vorurteilen und Prägungen. Aus „stark sein“ wird auf einmal „Gewaltbereitschaft“. Das Männlichkeitsverständnis intensiviert sich unverhältnismäßig, es wird enger, lässt noch weniger Raum für individuelles Sein, und fügt eine zusätzliche, diskriminierende Dimension hinzu.

Um eines Tages in einer Gesellschaft leben zu können, die alle Menschen und Lebensweisen gleichermaßen akzeptiert, respektiert und würdigt, müssen diese verschiedenen Dimensionen von Identität und damit verbundener Diskriminierung jederzeit mitgedacht werden. Wenn wir irgendwann sagen wollen, dass soziale Gerechtigkeit Realität geworden ist, dann muss uns bewusst sein, dass wir jeden Tag dafür einstehen müssen. 
Weitere interessante Artikel, Informationen und Events zum BHM finden sich unter anderem beim Black Voices Volksbegehren. Dieses setzt sich für eine anti-rassistische Zukunft ein und kann auf dem Gemeindeamt sowie per Handysignatur unterschrieben werden. Mehr über HeForShe Vienna und unsere Arbeit findet ihr auf unserer Website und unseren Social Media-Kanälen.

Diskriminierung reduzieren durch Bildungsarbeit

SÜDWIND

Hass, der sich gegen bestimmte Personengruppen richtet, kann sich in Worten und Taten zeigen und basiert auf Ideologien und Vorurteilen. Nach neuesten OSZE-Daten steigt die Rate der Hasskriminalität in einigen europäischen Ländern – auch in Österreich – besorgniserregend an. Hassreden umfassen unterschiedliche Formen von Äußerungen, die Hass, Gewalt und Diskriminierung gegen eine Person oder Personengruppe aus verschiedenen Gründen fördern oder rechtfertigen, was eine ernste Gefahr für den Zusammenhalt einer demokratischen Gesellschaft, den Schutz der Menschenrechte und die Rechtsstaatlichkeit darstellt.

Prävention von Hassreden und Cybermobbing: Hatebusters
Als Teil des österreichischen No Hate Speech-Komitees engagiert sich Südwind gegen Online-Hassreden und Cybermobbing und für verantwortungsvolles, zivilcouragiertes Handeln online und offline. Im Rahmen des Erasmus+ Projektes „Hatebusters – youth against hate“, entwickelt Südwind gemeinsam mit vier weiteren europäischen NGOs Wege, um junge Menschen und Multiplikator:innen wie Jugendbetreuer:innen, Pädagog:innen oder NGO-Mitglieder in ihrer Arbeit zu unterstützen: Neben einer Online Kampagne wurden zwei digitale Handbücher und eine App mit Quiz- und Informationsteil konzipiert. Der Hatebusters Guide sowie die Hatebusters App (ab Ende Februar verfügbar!) zeigen zahlreiche konstruktive Handlungsmöglichkeiten zur Erkennung und Bekämpfung von Hassreden und Cybermobbing auf. Nähere Informationen finden sie hier.

Diversitätskompetenz steigern: auch ein Auftrag an uns selbst
Heterogenität ist in unserer Gesellschaft und damit auch in den Bildungseinrichtungen längst Alltag. Südwind thematisiert vielfältige Fragen zu Diversität und Diskriminierung, Bildungsgerechtigkeit und Inklusion in mehreren neuen Bildungsmaterialien, Lernplattformen und Projekten der SÜDWIND-Bildungsarbeit. Zudem bildete sich auch eine organisationsinterne Arbeitsgruppe, um die eigene Bildungs- und Informationsarbeit unter diversitätssensibler, diskriminierungskritischer und intersektionaler Perspektive kritisch zu hinterfragen.

Digitale Bildung für alle
Für Schüler:innen, die bereits von Benachteiligung betroffen oder bedroht sind, kann digitaler Unterricht zu einer weiteren Verschärfung ihrer Situation führen. Im Erasmus+ Projekt DigiEdu4all suchen Schulen und zivilgesellschaftliche Organisationen in Österreich, Spanien und Italien Antworten auf die Frage, wie Ausgrenzung durch digitalen Unterricht vermieden werden kann.

Plattform zu diversitätsbewusster Pädagogik für die Erwachsenenbildung
Auch in den Einrichtungen der Erwachsenenbildung ist Vielfalt längst Realität. Wie können Pädagog:innen damit positiv umgehen? Welche Methoden gibt es? Diese Fragen hat sich das Projektteam des Erasmus+ Projekts DivEdu gestellt. Die Ergebnisse werden auf der Lernplattform https://divedu.eduskills.plus/präsentiert.

Online-Diskriminierung und Fake News erkennen und überwinden
Diskriminierung ist auch in der digitalen Welt trauriger Alltag. Sensibilisierung für diskriminierendes Verhalten und kritische Medienbildung sind daher dringend gefragt. Neue Bildungsmaterialien bieten dafür Anregungen und stehen online und kostenlos in der Digitalen Bibliothek von SÜDWIND zur Verfügung.

Lehren und Lernen für eine inklusive Gesellschaft mit Bildung2030

Bildung vermittelt Wissen um die Dimensionen von Ungleichheit und ihren Wechselwirkungen – sowohl auf lokaler, nationaler als auch globaler Ebene. Bildung fördert die Auseinandersetzung mit Ideen und Konzepten von Gleichheit und Gerechtigkeit sowie mit strukturellen Rahmenbedingungen und politischen Maßnahmen zur Stärkung einer inklusiven, demokratischen Gesellschaft. Bildung sensibilisiert für die Wahrnehmung diskriminierender Verhaltensweisen und Strukturen und trägt dazu bei, diskriminierten Menschen mit Empathie und Solidarität zu begegnen.

Schulen sind heute in mehrfacher Hinsicht Orte des Globalen
Schulen repräsentieren die Normalität der kulturellen, sprachlichen, religiösen und sozialen Vielfalt der Gesellschaft, wo gemeinsam soziale Regeln des Miteinanders entwickelt, unterschiedliche Perspektiven wahrgenommen, vielfältige Interessen ausgehandelt und ein Zusammenleben in Respekt und gegenseitiger Anerkennung eingeübt werden. Kinder und Jugendliche bewegen sich im Spannungsfeld widersprüchlicher und kontroverser Diskussionen und brauchen dabei Unterstützung, sie brauchen Räume und Möglichkeiten, um ihre Eindrücke und Erfahrungen zu reflektieren, in Diskussionen eigene Standpunkte zu entwickeln oder zu revidieren und um Orientierung zu finden. Schulen nehmen an internationalen Austausch-Projekten teil und fördern Begegnung mit Gleichaltrigen aus/in anderen Ländern. Schüler:innen bekommen so vielfältige Einblicke in kulturell anders geprägte Lebensformen, Verhaltensweisen, Erziehungsstile, Familienleben, Bildungssysteme. Solche Projekte und Begegnungen werden dann gelingen, wenn Schüler:innen weltoffene Haltungen haben, gut vorbereitet werden, und wenn sie mit dem Gefühl von Fremdheit und der Erfahrung, dass ihre kulturellen Prägungen, Sichtweisen, Werte und Normen nicht universell gültig sind, gut umgehen können.

Bildung ist der Schlüssel! Konkrete Angebote für Pädagog:innen
Die digitale Plattform Bildung2030 für Globales Lernen und Bildung für Nachhaltige Entwicklung unterstützt Pädagog:innen in ihrer täglichen Bildungsarbeit. Plattform-Nutzer:innen finden Informationen zur Agenda 2030 und wie diese und ihre Zielsetzungen in unterschiedlichen Lehr- und Lernsituationen thematisiert werden können. In Schwerpunkten zu den einzelnen 17 Zielen stehen Hintergrundinformationen, Bildungsmaterialien und weitere aktuelle Angebote qualitätsgeprüft, kostenlos und auf einen Klick verfügbar zur Verfügung. Im Schwerpunkt zu Ziel 16 werden beispielsweise das Bildungsmaterial „Gewaltprävention durch Förderung der sozialen und emotionalen Kompetenz von Jugendlichen. Methodenhandbuch für Personen aus der schulischen und außerschulischen Bildungs-, Jugend- und Sozialarbeit sowie BeamtInnen des offenen und geschlossenen Jugendstrafvollzugs“, das Seminar Workshop „Vorurteile, Rassismus und Diskriminierung. Sensibilisierung und Ideen für den Unterricht“ oder der Hochschullehrgang „Global Peace Education“ vorgestellt. Neugierig geworden? Bildung ist der Schlüssel für eine zukunftsfähige Welt. Los geht's! 

Die digitale Plattform Bildung2030 ist ein Gemeinschaftsprojekt von Baobab, Forum Umweltbildung, KommEnt, Südwind und Welthaus Graz. Die Umsetzung wird finanziert durch die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit und das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie.
 

Literaturtipp von Frauen*Solidarität

Literaturtipp aus dem Bestand der Frauen*solidarität in der C3-Bibliothek für Entwicklungspolitik:
Saad, Layla F.: Me and White Supremacy – Warum kritisches Weißsein mit dir selbst anfängt. Bekämpfe Rassismus und verändere die Welt. München: Penguin Verlag, 2021.

"Wir alle können aktiv werden und uns auf den Weg zu weniger Diskriminierung machen! Rassistische Strukturen gehen uns alle an. Dieses Buch gibt praktische Tipps wie weiße Menschen verinnerlichten Rassismus bekämpfen können."

Link zum Buch

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