Am 16. Oktober war Welternährungstag. In unserem neuen Fokusbeitrag widmen sich unsere Mitglieder daher dem Thema "GoodFood4All - Ernährung und Nachhaltige Entwicklung":
Beitrags-Übersicht:
● Diät fürs Klima - Planetary Health Diet
● Das Ernährungssystem ökosozial gestalten
● Geschäftsprinzipien für nachhaltige Lebensmittel und Landwirtschaft
● Die digitale Plattform Bildung2030 unterstützt Pädagog*innen in ihrer Bildungsarbeit zu Ziel 2: Kein Hunger
Diät für das Klima -
Planetary Health Diet
Die Umweltberatung
Mehr von der Pflanze, weniger vom Tier – das ist auf den Punkt gebracht die beste Diät für Mensch und Planet. Die Planetary Health Diet zeigt, wie 10 Milliarden Menschen auf eine gesunde und umweltschonende Weise satt und gleichzeitig die Pariser Klimaschutzziele erreicht werden. DIE UMWELTBERATUNG empfiehlt die Planetary Health Diet sowohl in der eigenen Ernährung, als auch in der Gemeinschaftsverpflegung konsequent umzusetzen.
Unsere Lebensmittelproduktion ist abhängig vom Klima – Trockenheit und Wetterkapriolen können die Produktion reduzieren. Umgekehrt beeinflussen auch wir mit unserer Ernährung das Klima. Essen wir weiter wie bisher täglich Fleisch und Milchprodukte im großen Stil, so sprengt die globale Lebensmittelproduktion die Pariser Klimaschutzziele mit der fortschreitenden Klimakrise zur Folge.
Weniger Fleisch, mehr Hülsenfrüchte
Im Schnitt verzehren wir in Österreich täglich 150 g Fleisch – geht es nach der Planetary Health Diet, sollen wir das nur mehr an zwei Tagen pro Woche tun. Maximal 300 g Fleisch, bevorzugt Huhn, sind pro Woche vorgesehen. Rotes Fleisch und Milchprodukte stehen nur stark reduziert auf dem Speiseplan. Wichtiges Eiweiß kommt stattdessen aus täglich einer Handvoll Nüssen. Auch Linsen, Bohnen und Kichererbsen stehen täglich auf dem Plan, hier müssen wir unseren durchschnittlichen Verzehr von derzeit nur 3 g auf 75 g pro Tag steigern.
Getreide selbst essen statt verfüttern
Weil die Energieverluste bei Fleisch hoch sind, ist es effizienter Getreide nicht an Tiere zu verfüttern - vor allem bei der derzeitigen Knappheit. Rund 7–10 kcal Getreide muss man füttern, um 1 kcal Rindfleisch zu erhalten. Verkocht man Getreide selbst, gibt es keine Verluste.
Planetary Health Diet in der Praxis
Für den Genuss der heimischen Getreidevielfalt gibt es unzählige Möglichkeiten: ganz im Stil der 1980er Vollwertküche als Getreidelaibchen und Grünkernbraten oder glutenfrei als Hirsotto, Polentagnocchi oder Buchweizenpuffer. Ein guter Start in den Tag ist Porridge mit eiweißreicher Sojamilch, Nüssen und Obst. Wer es lieber würzig mag, streicht sich Kichererbsenaufstrich aufs Brot. Falafel mit Salat oder eine Linsensuppe liefern ebenfalls reichlich Eiweiß. Um die bestmögliche Wirkung auf Klima, Umwelt und Gesundheit zu erreichen, sollten die Lebensmittel biologisch erzeugt werden und aus der Region oder zumindest aus Europa stammen.
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Das Poster „Linsen, Bohnen & Co“ zeigt die bunte Vielfalt der Hülsenfrüchte – die vergessenen Raritäten genauso wie die Exoten.
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Poster „Was jede*r für die eigene nachhaltige Ernährung tun kann!“
Das Ernährungssystem ökosozial gestalten
Ökosoziales Forum Wien
Im Ernährungssystem läuft vieles schief. Die einen – viele von Ihnen im globalen Süden - haben zu wenig oder gar nichts zu essen. Hunger, Krankheit oder Schlimmeres sind die Folge. Die anderen – häufig im globalen Norden - leben eigentlich im Überfluss und sind durch Nährstoffmangel dennoch fehlernährt. Herzkreislauferkrankungen, vermindertes Wohlbefinden und weniger Vitalität sind die Folge. Andere Menschen kämpfen damit, sich für das ganze Monat Lebensmittel leisten zu können. Gleichzeitig landen Lebensmittel im Müll. Ganze Waldökosysteme werden im wahrsten Sinne des Wortes planiert, um Futtermittel für Nutztiere zu erzeugen. Viele dieser Tiere leben unter leidvollen und unwürdigen Bedingungen. Unmengen an Treibhausgasen entstehen aus unterschiedlichsten Quellen entlang der Lieferketten. Monokulturen und Spritzmittel schaden der Biodiversität und der Gesundheit. Die Liste ließe sich noch fortführen.
One Health
Seit einiger Zeit - verstärkt durch die Pandemie - rückt an der Schnittstelle von Gesundheitsförderung, Medizin, Umwelt- sowie Tierschutz ein fortschrittliches Konzept zunehmend in den Fokus: “One Health”. Der One Health Ansatz sieht die Gesundheit von Menschen, Tieren und Umwelt/Klima/Planet als eng verbunden und miteinander verwoben an. Damit öffnet er Denkschubladen, die längst nicht mehr zeitgemäß sind. Unsere Gesundheit hängt nicht nur von Sport, Ernährung und Entspannung ab. Sie ist keine rein individuelle Angelegenheit sondern hat soziale, gesellschaftliche, ja sogar globale Einflussfaktoren. Sie hat auch eine psychische und ethische Komponente – denn Menschen brauchen und wollen Sinn und Werte. Auch bei dem, was sie essen. One Health ist eng mit der Vision der Agenda 2030 verwoben und steht für körperliche und mentale Gesundheit auf einem gesunden Planeten.
Ernährung für Gesundheit und Wohlbefinden, Umwelt und Tierwohl
Handlungsoptionen und die Verantwortung, zu handeln, besteht auf vielen Ebenen: in nationalstaatlichen Gesundheitssystemen und Einrichtungen, auf regionaler oder internationaler Ebene. Besteht in vielen Bereichen: Politik, Wirtschaft, Verwaltung, Zivilgesellschaft, Wissenschaft. Aber auch individuelle Handlungsmöglichkeiten sind ein Baustein für ein nachhaltiges Ernährungssystem. Wir als Menschen des globalen können einen kleinen Unterschied machen: für die Umwelt, für das Tierwohl und für unsere eigene Gesundheit und unser persönliches Wohlbefinden. Inspiriert durch den Lebensmittelaktionsplan Wien isst G.U.T., den die Stadt Wien 2020 beschlossen hat, haben wir als Ökosoziales Forum Wien gemeinsam mit der Diätologin Daniela Bergthaler, die auch im Verein PAN Österreich aktiv ist, unsere Broschüre “G.U.T. und günstig essen” erarbeitet. Sie zeigt auf, wie eine gesunde, nachhaltige, tierfaire und genussvolle Ernährung im Alltag möglich ist – und das ohne große finanzielle Aufwände. Damit wollen wir die Menschen zu einer nachhaltig-genussvollen Ernährungsumstellung einladen und zur Vision des guten Essen für Alle und der “einen Gesundheit” beitragen.
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Geschäftsprinzipien für nachhaltige Lebensmittel und Landwirtschaft
UN Global Compact Network Austria
Das Global Compact Network Austria – als Teil des UN Global Compact, der weltweit größten und wichtigsten Initiative für verantwortungsvolle Unternehmensführung – ruft Teilnehmerorganisationen aus dem Lebensmittel- und Landwirtschaftssektor dazu auf, einen zusätzlichen, freiwilligen Schritt zu tun und eine Reihe von Geschäftsprinzipien für den Lebensmittel- und Landwirtschaftssektor zu übernehmen sowie deren Fortschritte regelmäßig zu berichten.
Die Prinzipien beinhalten:
1. Lebensmittelsicherheit, Gesundheit und Ernährung anstreben
2. Umweltbewusst handeln
3. Wirtschaftliche Rentabilität gewährleisten und Werte teilen
4. Menschenrechte respektieren, menschenwürdige Arbeit schaffen und Gemeinschaften helfen zu gedeihen
5. Förderung von Good Governance und Rechenschaftspflicht
6. Förderung des Zugangs und des Transfers von Wissen, Fertigkeiten und Technologie
Die digitale Plattform Bildung2030 unterstützt Pädagog*innen in ihrer Bildungsarbeit zu Ziel 2: Kein Hunger
Bildung 2030
828 Millionen Menschen litten laut FAO im Jahr 2021 weltweit an Hunger, 2,3 Milliarden an Mangelernährung. Und dies, obwohl global mehr als genug Lebensmittel zur Verfügung stehen und ein Drittel der weltweit hergestellten Lebensmittel verschwendet werden. Ziel 2 der Agenda 2030 zielt auf eine Überwindung des Hungers bis 2030 ab. Jedoch scheint die Erreichung dieses Ziels wieder weiter in die Ferne zu rücken: Ging die Zahl der Unterernährten in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich zurück, steigt sie seit 2014 wieder an. Bis 2030 geht die FAO von einem Anstieg auf 840 Millionen aus.
Ziel 2 besagt: Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern
Hunger und Ernährung sind global vernetzte Themen: Mit dem Import von Futtermitteln beansprucht die europäische Landwirtschaft Agrarflächen in Drittstaaten. Landraub entzieht Kleinbauern/-bäuerinnen die Grundlage ihrer Ernährung. Abholzung und die Auswirkungen des Klimawandels verschärfen das Problem. Die gesamte Weltbevölkerung gut ernähren zu können, ist eine globale Herausforderung, die allerdings gelingen kann, wenn wir weltweit nachhaltige Ernährungs- und Landwirtschaftssysteme gestalten.
Um das Ziel zu erreichen, braucht es Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen. Neben der Überwindung des Hungers und aller Formen von Fehlernährung umfasst Ziel 2 u.a. eine Steigerung der Produktivität kleiner Nahrungsmittelproduzent*innen, die Sicherstellung der Nachhaltigkeit der Nahrungsmittelproduktion, die Bewahrung genetischer Vielfalt von Saatgut sowie die Korrektur von Handelsbeschränkungen und -verzerrungen.
Ziel 2 in der Bildungsarbeit
Bildung trägt dazu bei, Hunger und seine Ursachen als globales Problem zu erkennen und die Zusammenhänge zwischen Hunger, Mangelernährung und globaler landwirtschaftlicher Produktion zu verstehen.
Bildung fördert das Verständnis für die Auswirkungen nicht-nachhaltiger Ernährungsweisen auf das Klima und die Menschen in Ländern des Globalen Südens und stärkt die politische Urteilskompetenz zu globalen Zusammenhängen in Bezug auf die Bekämpfung von Hunger.
Bildung fördert die Auseinandersetzung mit der eigenen Ernährung und der Herkunft unserer Lebensmittel und ermutigt, nachhaltige und gesunde Ernährungsweisen zu probieren sowie sich aktiv an der Mitgestaltung des Ernährungssystems zu beteiligen.
Im Schwerpunkt auf der Plattform Bildung2030 finden Pädagog*innen kostenlos und frei verfügbar Materialien, die von Expert*innen qualitätsgeprüft wurden: Von der virtuellen Ausstellung „Game Changers – Women in Agriculture“ über (Online-)Workshops für Schulklassen wie „Unserem Essen auf der Spur“ bis hin zu vielfältigen Bildungsmaterialien wie „Die Welt am Esstisch“, „Kunterbunte Tomatenwelt“ oder „Globalisierungsbarometer. Einstiegsübung zum globalen Agrarhandel“.
Bildung2030 hat die Kraft, die Welt zu verändern. Los geht’s!
Die Plattform Bildung2030 ist ein Gemeinschaftsprojekt von Baobab, Forum Umweltbildung, KommEnt, Südwind und Welthaus Graz und hat zum Ziel die Sichtbarkeit der Agenda 2030 in Österreich zu stärken. Die Umsetzung wird finanziert durch die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit und das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie.
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